Schaltergebühr legte beinahe neuen Einzahlungsschein lahm
Der Aufschlag für Bareinzahlungen am Postschalter sorgte für unerwarteten Ärger. Wie es zur Fast-Panne kam.

Im nächsten Jahr soll es so weit sein: Der Zahlbeleg im neuen Design geht an den Start. Mit ihm soll das Bezahlen einfacher und sicherer werden.
Der Beleg mit dem QR-Code dagegen ist ein komplexes Werk. Fast sieben Jahre arbeitet der Finanzplatz schon daran – und zweimal schon musste der Start verschoben werden. Eine heikle Klippe hat sich erst vor wenigen Wochen aufgetan: Wie soll künftig die Empfängertaxe bei Postschalter-Einzahlungen abgerechnet werden?
Zahlen Kunden bar Gelder am Schalter ein, um so eine Rechnung zu bezahlen, so erhebt die Post dafür eine Gebühr. Diese zahlt nicht der Kunde, sondern der Empfänger. Gegen 200 Millionen Franken nimmt der Staatsbetrieb so ein. Einzahlungen bis 100 Franken kosten etwa 1.20 Franken. Der Aufschlag wird von vielen Firmen, wie etwa den Telecomfirmen Sunrise oder Swisscom oder von Kreditkartenanbietern, an ihre Kunden weitergegeben – andere Unternehmen verzichten darauf.
Plötzlich war eine Lösung auf dem Tisch
Die Einzahlungen fliessen nach dem bisherigen System von der Post auf ein Postkonto der Bank. So liess sich der Aufschlag dann einfach den einzelnen Kunden zuordnen. Mit dem neuen IT-System, das dem neuen Einzahlungsschein zugrunde liegt, verschwindet dieser Zwischenschritt. Der Betrag wird von der Post direkt auf dem Bankkonto der Firma gutgeschrieben. Das bedeutet, die Banken rechnen den Aufschlag für Bareinzahlungen nicht mehr für ihre Firmenkunden ab, sondern die Unternehmen müssen das selber tun. Diese neue Form der Abrechnung drohte für die Firmen zum Problem zu werden.
Zuerst sah es so aus, dass der neue Einzahlungsschein für Kleinbetriebe mehr Aufwand bedeuten würde.
Das Problem sei zwar schon länger bekannt, aber es sei nicht angegangen worden, weil allen beteiligten Parteien klar gewesen sei, dass es für die betroffenen Firmen eine komplizierte Umstellung ist – das heisse Eisen habe daher niemand anfassen wollen, berichten mehrere Branchenkenner. Wäre eine Lösung ausgeblieben, hätten Kleinbetriebe die Empfängertaxe von Hand verbuchen müssen – zumindest in einer Übergangszeit. Für sie hätte der neue Einzahlungsschein nicht weniger, sondern mehr Aufwand gebracht.
Seit das Problem erkannt wurde, liefen hinter den Kulissen die Gespräche auf Hochtouren. Wäre der Einzahlungsschein nur mit einem eingeschränkten Funktionsumfang auf den Markt gekommen, hätte das seiner Akzeptanz geschadet. Entsprechend gross war das Interesse an einer raschen Lösung. Beim Zahlungsdienstleister Six, der die Einführung des Einzahlungsscheins koordiniert, hiess es noch vor wenigen Tagen: Bis Ende März sollte klar sein, wie die technische Umsetzung bezüglich Post-Schalterzahlungsgebühren aussehen soll.
Neue Lösung
Anfragen dieser Zeitung haben aber offenbar dafür gesorgt, dass sich die Parteien schneller gefunden haben. Am vergangenen Freitag wurde nun ein Entscheid gefällt. Der Lösungsvorschlag soll weder den Endkunden noch den Softwarepartnern einen Zusatzaufwand bereiten, so ein Sprecher von Six. Wie er aussieht, bleibt aber noch unter Verschluss. Auch die Softwareanbieter wissen noch nicht, wie er aussieht.
Die IT-Unternehmen sind darüber erleichtert, eine Feuerwehrübung bleibt ihnen erspart. Der Austausch zwischen den Banken und den IT-Unternehmen klappe gut, erklärt Giancarlo Palmisani, Leiter Verbandsdienstleistungen beim IT-Verband Swico. Dass nun eine Lösung bei der Schaltergebühr gefunden wurde, zeige, dass alle wichtigen Partner an der Einführung des neuen Einzahlungsscheins mitwirken.
Einzahlungsscheine aus Papier bei Banken unbeliebt
Doch auch wenn das Problem nun vom Tisch ist: Die Kosten der Bareinzahlung bleiben der Finanzindustrie und den Rechnungsempfängern erhalten. Die Zahl der Bareinzahlungen sinkt zwar seit Jahren, doch werden noch immer mehr als 15 Prozent aller Zahlungsaufträge in bar erledigt. Vorletztes Jahr wurden laut dem Bundesamt für Kommunikation am Postschalter rund 146 Millionen Einzahlungen abgewickelt. Insgesamt werden in der Schweiz pro Jahr rund 800 Millionen Einzahlungen durchgeführt. «Bezahlen mit Einzahlungsscheinen aus Papier ist teurer und fehleranfällig», sagt Elmar Schnarwiler, der bei der Bank Credit Suisse für den Zahlungsverkehr zuständig ist. Es bestehen schon heute elektronische Alternativen, doch sei die Nutzung der sogenannten E-Bill noch nicht da, wo sie sein könnte.
Die bislang tiefe Verbreitung hat einige Gründe. Der wichtigste sei ganz einfach, so Schnarwiler: Viele Schweizer Bankkunden nutzen gar kein Internetbanking und können sich daher gar nicht für die elektronische Rechnung anmelden.
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