Schlafmangel macht mehr als müde
Eine Woche ohne genügend Schlaf deaktiviert im Körper Hunderte von Genen. Forscher befürchten, dass somit chronischer Schlafmangel schwere Folgen haben kann.

Forscher der englischen Universität von Surrey haben für ihre nun veröffentlichte Studie zu den Auswirkungen von Schlafmangel 26 Freiwillige in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine durfte eine Woche lang zehn Stunden pro Nacht schlafen, die andere weniger als sechs Stunden. Blutuntersuchungen zeigten, dass der Schlafmangel sich stark auf die Aktivität von Genen auswirkt, welche am Stoffwechsel, der Regulierung des Immunsystems sowie an den Körperreaktionen auf Entzündungen und Stress beteiligt sind.
Auf die Arbeit der Gene ist der menschliche Körper angewiesen, weil diese Eiweisse produzieren, die für die Reparatur von beschädigtem Körpergewebe nötig sind. Ein Zusammenhang zwischen den Reparaturprozessen liegt nahe, weil bereits länger bekannt ist, dass Personen, die regelmässig weniger als fünf Stunden schlafen, eine 15 Prozent höhere Sterblichkeitsrate aufweisen.
444 Gene ausgeschaltet
Bei ihrem einwöchigen Experiment beobachteten die Forscher bei der Gruppe ohne Schlafmangel die Aktivität von 1855 Genen. Diese steigt und sinkt über einen 24-Stunden-Zyklus hinweg jeweils. Bei der Gruppe mit Schlafentzug verhielt sich ein grosser Teil der Gene jedoch anders. 444 Gene zeigten keine Aktivität mehr. 267 Gene hingegen waren aktiver.
Die Forscher äussern nun die Vermutung, chronischer Schlafentzug könnte zu Herzproblemen, Übergewicht und Depressionen führen. «Wir sprechen hier nur von einer Woche mit eingeschränktem Schlaf. Viele Leute kommen über Wochen, Monate und vielleicht sogar Jahre hinweg mit so wenig Schlaf aus», sagte Professor Colin Smith, einer der Studienautoren, gegenüber der englischen Zeitung «Daily Telegraph». «Wenn beschädigtes Körpergewebe nicht regeneriert werden kann, werden gesundheitliche Probleme die Folge sein.»
Allerdings wissen die Forscher heute noch wenig darüber, inwieweit sich der Körper langfristig an wenig Schlaf gewöhnen kann und die festgestellten Symptome vielleicht nur eine kurzfristige Reaktion auf den Schlafentzug sind. Der nicht an der Studie beteiligte Schlafforscher Jim Horne von der Universität Loughborough warnt gegenüber der Zeitung «The Guardian» davor, solche Befunde zu verallgemeinern: «Der Schlaf kann sich an gewisse Änderungen gewöhnen. Die Qualität des Schlafes sollte auch beurteilt werden, nicht nur seine Dauer.»
Entwarnung gibt es aber auf jeden Fall für jene, die nur kurzfristig an einem Schlafentzug leiden: Nach einer Woche mit genügend Schlaf hatten die Gene der untersuchten Personen ihre Aktivität wieder voll und ganz aufgenommen.
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