Schlief der Erzbischof mit den Messdienern im gleichen Zimmer?
In der Dominikanischen Republik wird gegen den päpstlichen Nuntius wegen sexuellem Missbrauch von Kindern ermittelt. Der Vatikan rief den 65-jährigen Erzbischof ab. Dennoch wird Kritik an Franziskus laut.

Der Vatikan hat seinen Botschafter in der Dominikanischen Republik abgerufen, nachdem gegen ihn Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern erhoben worden waren. Die Kirche untersuche die Vorwürfe gegen Erzbischof Josef Wesolowski, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwoch. Einzelheiten nannte er nicht. Auch die Behörden der Dominikanischen Republik nahmen Ermittlungen auf, wie Generalstaatsanwalt Francisco Dominguez Brito erklärte. Er betonte, bislang gebe es nur Gerüchte, es seien noch keine konkreten Anschuldigungen eingegangen.
Der Aufenthaltsort des 65-jährigen Wesolowski ist unbekannt. Die sofortige Abberufung eines päpstlichen Nuntius ist sehr ungewöhnlich. Aber allein die Tatsache, dass der Vatikan ihn abberufen hat, deutet darauf hin, dass es Hinweise gibt, die eine Untersuchung rechtfertigen.
Spekulationen in den Medien
Dominguez erklärte vor Reportern, bislang werde nur Medienberichten nachgegangen. Dabei gehe es um sexuelles Fehlverhalten von Wesolowski und einem befreundeten weiteren Priester. Ein ranghoher Beamter sei mit den Ermittlungen betraut worden. Man werde es nicht zulassen, dass die Katholische Kirche oder eine andere religiöse Institution als Schutzschild benutzt werde, um illegale Handlungen, vor allem gegen Kinder vorzunehmen.
Wesolowskis plötzliche Abreise aus der Dominikanischen Republik vor einigen Wochen hatte zu Spekulationen in den Medien geführt. Der Fernsehsender NCDN zitierte einen Gemeindevorstand des Ortes Juncalito, wonach Wesolowski in einem Raum zusammen mit Messdienern geschlafen habe. In dem Ort erhoben Bewohner auch Anschuldigungen gegen einen weiteren Priester, einen Freund von Wesolowski. Der hielt sich, als die Anschuldigungen bekannt wurden, gerade zum Urlaub in Polen auf und kehrte nicht mehr in die Dominikanische Republik zurück.
Kritik nach Abberufung
Nach der Abberufung des Vatikan-Botschafters gerät Papst Franziskus in die Kritik. Das Netzwerk der Überlebenden von Missbrauch durch Priester (SNAP) wirft ihm vor, wie seine Vorgänger «geheim und rücksichtslos» zu agieren.
Erst heute war bekannt geworden, dass Jozef Wesolowski seinen Posten bereits am 21. August verloren hatte. Auch gegen einen Priester in Chile laufen Ermittlungen. Der Ire John O'Reilly vom Orden der Legionäre Christi steht nach Angaben der Behörden seit Mittwoch unter Hausarrest.
«Die Verantwortlichen in der Katholischen Kirche handeln nur, wenn sie durch medialen Druck dazu gezwungen werden», sagte die Vorsitzende der US-Opferorganisation, Barbara Dorris. Zudem habe sich der Vatikan im Fall des Botschafters zunächst nicht zu den Vorwürfen und dem Grund der Amtsenthebung geäussert.
AP/chk/ajk
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