Schluss mit Konzern-Bashing
Das WEF verliert einen wichtigen Anlass: Den Public Eye Award gibts nur noch 2015. Interessant ist die Begründung für den Abgang.

Seit 15 Jahren sorgt der Public Eye Award am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos für einen Kontrapunkt. Schmähpreise werden für die gravierendsten Fälle von Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen durch Unternehmen vergeben. Jetzt soll damit Schluss sein. Am Rande des Forums im Januar 2015 in Davos wird der Award zum letzten Mal vergeben.
Der Hauptgrund für den Abschied aus Davos sei die Ankunft einer breiteren konzernkritischen NGO-Koalition in Bundesbern: Mit der Prüfung einer Volksinitiative, die rechtlich verbindliche Regeln für die weltweite Respektierung von Menschenrechten und Umwelt durch Schweizer Unternehmen erreichen wolle, sei die politische Kernforderung des Public Eye auf gutem Weg.
Um was für eine Volksinitiative es sich genau handelt ist noch nicht klar. Oliver Classen von der Erklärung von Bern schreibt auf Anfrage: «Verschiedene interne Gremien der 50 beteiligten NGO entwickeln Pläne und Szenarien, die nach interner Vernehmlassung von der Generalversammlung des Vereins verabschiedet wird.» Entschieden soll im Januar werden.
WEF verliert an Relevanz
Zudem habe das WEF stark an Relevanz verloren und sei als Privatanlass der falsche Ort für politische Forderungen, die sich an demokratisch legitimierte EntscheidungsträgerInnen richteten, erklärten die Organisatoren.
Was Wirtschaftsethiker Ulrich Thielemann am WEF 2013 über den Anlass in den Schweizer Bergen sagte.
Die Organisationen Erklärung von Bern und Greenpeace Schweiz wollen zum Abschluss einen Konzern für dessen «unternehmerisches Lebens(un)werk» brandmarken.
Wer zum Abschluss am Pranger steht
Zur Wahl durch die Öffentlichkeit stehen die sechs Konzerne Dow Chemical, Chevron, Gazprom, Goldman Sachs, Glencore und Walmart. Diese sind in den vergangenen Jahren bereits mit einem Public Eye Award ausgezeichnet worden.
Dow Chemical ist nominiert, weil der Konzern auch dreissig Jahre nach der Katastrophe im indischen Bhopal jede Verantwortung für den Chemieunfall mit 25'000 Toten ablehne, wie die Erklärung von Bern und Greenpeace Schweiz am Mittwoch mitteilten.
Der texanische Ölkonzern Chevron sei verantwortlich für die Verpestung riesiger Flächen Urwalds im Norden Ecuadors. Der russische Energieriese Gazprom bohre unter Missachtung internationaler Sicherheitsstandards in der Arktis nach Öl, hiess es.
Immer wieder Öl: 2013 prangerte Greenpeace mit einer Aktion an einer Shell-Tankstelle den Multi an.
Goldman Sachs steht zur Wahl für ihren Beitrag zur Eurokrise und das Profitieren von finanziellen Staatskrisen, welche die US-Investmentbank selbst mit verursacht habe. Nominiert ist auch Glencore, weil der Zuger Rohstoffkonzern etwa in Kolumbien, Sambia und Kongo systematisch schwache Regulierungen ausnutze und durch Umweltverschmutzungen die lokale Bevölkerung gefährde.
Der weltgrösste Detailhändler Walmart schliesslich verletze entlang seiner Wertschöpfungskette vielerorts elementare Menschen- und Arbeitsrechte.
Das waren die Public Eye Awards 2014
SDA/cpm
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch