Flockdown verursacht hohe Kosten14’000 Bäume in Zürich wegen Rekordschnee beschädigt
Geknickte Äste, abgebrochene Kronen, entwurzelte Bäume: Die Stadt muss Millionen in den Baumbestand investieren.

Bis zu 45 Zentimeter Neuschnee innert 24 Stunden – für rund 14’000 Stadtbäume von Zürich war der winterliche Ausnahmezustand von Mitte Januar schlicht zu viel. Auf dem gesamten Stadtgebiet sind Äste abgebrochen, Kronen und Stämme gerissen oder geknickt. Ganze Bäume wurden entwurzelt. Über 20 Prozent der 62’000 Stadtbäume trugen Schäden davon, wie Grün Stadt Zürich (GSZ) am Dienstag bilanziert.
Letztmals wurde die Stadt im März 2006 mit solchen Schneemassen überzogen. «Damals stiegen die Temperaturen aber schnell wieder an. In diesem Jahr blieb der Schnee lange liegen und wurde nass. Die Last war zu gross für viele Bäume», sagt Axel Fischer, Geschäftsbereichsleiter Park- und Grünanlagen bei GSZ. 223 Bäume sind umgestürzt, 176 geschädigte Bäume mussten aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Bei 300 weiteren ist der Schaden so gross, dass sie gemäss Fachleuten wenig Überlebenschancen haben und in den kommenden Jahren ersetzt werden müssen.
Alle Baumarten betroffen
Die Analyse von GSZ zeigt ausserdem, dass die Bäume in sämtlichen Stadtquartieren betroffen waren. Auch bei den Baumarten gab es keine Ausnahmen: Nadel- und Laubbäume, junge wie auch grosse und alte Gewächse litten alle gleichermassen unter der grossen Schneelast.

180 GSZ-Mitarbeitende waren bis Ende Februar mit den Sicherungs- und Aufräumarbeiten auf Strassen, in Schul- und Parkanlagen oder Friedhöfen beschäftigt. Um die Gefahr von herabstürzenden Ästen und Baumteilen so rasch wie möglich zu bannen, musste sich die Stadt Hilfe holen. «Die Arbeiten waren teils sehr aufwendig. In hohe Bäume mit grossen Kronen gelangt man nur durch Klettern. Hierzu mussten wir Fachleute mit Spezialausrüstung hinzuziehen», sagt Fischer.
Behebung der Schäden dauert bis Sommer
Die Kosten für die externe Hilfe bei den bisherigen Räumungs- und Sicherungsmassnahmen belaufen sich auf 1,8 Millionen Franken. Doch damit sind die Arbeiten noch nicht abgeschlossen: Die Pflege und Kontrolle der geschädigten Bäume wird noch bis in den Sommer andauern und voraussichtlich Kosten von weiteren 0,7 Millionen Franken nach sich ziehen. «Wir sind immer noch daran, lose Äste aus den Bäumen zu holen, die aber keine Gefahr mehr darstellen», sagt Fischer.

Im Herbst wird GSZ die alljährlichen Pflanzungen von jeweils 250 bis 350 Bäumen zum Erhalt des Bestandes durchführen, im kommenden Frühling finden gemäss aktueller Planung die Nachpflanzungen für die umgestürzten und gefällten Bäume statt.
Auch dafür muss die Stadt Ressourcen hinzuziehen. Die Kosten dürften sich auf weitere 1,4 Millionen Franken belaufen. «Beim Ersatz eines Baumes in einem Park oder einem Friedhof rechnen wir im Schnitt mit 1500 Franken pro Exemplar. Im Strassenraum sind es 2500 Franken pro Baum», sagt Fischer.
Bäume lassen sich nicht versichern
Die Kosten für die Elementarschäden an den Bäumen seien weder berechenbar noch würden sie sich über Versicherungen decken lassen, erklärt Fischer. «Bäume sind nicht versicherbar. Wir müssen die Mittel für dieses Schadenereignis beim Gemeinderat beantragen.»
«Die nun entstandenen Schäden werfen uns in unserem Bestreben zurück, mehr Grünvolumen in die Stadt zu bringen.»
Ein rascher Ersatz der Bäume sei angesichts der fortschreitenden Klimaerwärmung dringend nötig, sagt Stadtrat Richard Wolff, Vorsteher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements. «Die Bäume mindern die Hitze in der Stadt effizienter als jede technische Massnahme.» Aus diesem Grund werden die umgestürzten oder geschädigten Bäume mit sogenannten Zukunftsbäumen ersetzt, welche die klimatischen Veränderungen der nächsten Dekaden gut überstehen und möglichst alt werden.
«Die nun entstandenen Schäden werfen uns in unserem Bestreben zurück, mehr Grünvolumen in den Stadtraum zu bringen», sagt Wolff. Deshalb werde man wo immer möglich mehr Bäume pflanzen, als unter der Schneelast verloren gingen. «Jeder geschädigte Baum schmerzt uns, und wir tun alles, um den Bestand zu sichern und zu pflegen.»
Tina Fassbind arbeitet seit 2008 für das Ressort Zürich Politik & Wirtschaft. Sie hat in Basel Germanistik studiert und ein Studium in Journalistik an der Universität Freiburg abgeschlossen.
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