Es ist Unesco-Welterbe und eines der meistfotografierten Sujets der Niederlande: das Windmühlendorf Kinderdijk bei Rotterdam. Seit dem 18. Jahrhundert stehen hier 19 Mühlen, und mehrere Pumpstationen entwässern den Boden, Zeugnis der menschlichen Landnahme. «Die ganze Welt kann vorbeikommen und erleben, was wir hier geschafft haben», wirbt die Website der Stiftung Welterbe Kinderdijk.
Leider tut die Welt das nur zu gern. Sie kommt in Bussen, im Auto, per Flusskreuzfahrt. In den letzten 10 Jahren sei es schlimm geworden mit den Touristen, sagen Bewohner des Mühlenkomplexes in niederländischen Medien. Chinesen im Blumenbeet, US-Amerikaner auf dem Mietvelo, Amateurfotografen, die an der Tür läuten und ein Umhängen der Mühlensegel verlangen. Am Wochenende haben Kinderdijker erstmals Postkarten an die Gäste verteilt, darauf ein historisches Bild und auf Englisch die Botschaft: «Danke für Ihren Besuch. Müller und ihre Familien leben seit Jahrhunderten hier. Wir haben 600'000 Touristen im Jahr und sind nur 60 Leute. Verhältnis 1 zu 10'000.» Dann mit Hashtag: #overtourism, Übernutzung. Die BBC meldet Betroffenheit unter den Touristen. Vielen sei nicht bewusst gewesen, dass die Mühlen bewohnt seien. Die Bewohner beteuern, sie hätten nichts gegen etwas Tourismus, doch der heutige Ansturm sei zu viel.
Overtourism ist eine Realität. Venedig, Barcelona, Machu Picchu – Dutzende Destinationen halten ihre Beliebtheit nicht mehr aus. Rom begrenzt die Touristenbusse, Dubrovnik will Altstadtschleusen. Derweil befindet ein McKinsey-Bericht: «Der Tourismus wird weiter zunehmen.» Wahrscheinlich können nur Kopien helfen, nachgebaute Sehenswürdigkeiten, die hemmungslos bereist werden dürfen. Man muss sie als Geheimtipp verkaufen. Postkarten verteilen mit der Botschaft: «Fahren Sie doch hier hin. Gleich nebenan. Vorsicht auf dem Mietvelo.»
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Schreib dem Touristen eine Karte
Wie kann man sich gegen Massentourismus wehren? Ein Dorf in Holland versucht es freundlich.