Schülerinnen kämpfen mit Robotern gegen Google
An der International School Winterthur bereiten sich acht Mädchen auf einen Wettkampf gegen Informatikprofis vor.
Winterthur - Nach 15 Minuten jubeln zwei Mädchen in der Ecke des Schulzimmers. «We did it!» Sie haben als Erste die Aufgabe von Informatiklehrer Colin Chapman gelöst. Ihr Roboter hat «eine perfekte 8» auf das Blatt Papier am Boden gemalt. Nun wagen sie sich an ein Sechseck mit Kreis in der Mitte.
Der Begriff Roboter ist etwas irreführend: Es ist eher ein blauer Plastikwagen. Die Mädchen stellen mittels grafischem Programm die Befehle zusammen, wie sich die beiden grossen Räder drehen sollen, die einzeln angesteuert werden. Der Wagen verhält sich wie ein Rollstuhl: Er fährt vor- und rückwärts, dreht sich an Ort und Stelle oder zieht Kurven. Ein Stift zeichnet die Bewegungen aufs Papier - oder darüber hinaus, wenn sich der «Scribble Robot» nicht so verhält, wie es sich die Programmiererinnen vorstellten. Und das tut er am Anfang oft. «Die Mädchen lernen aus Versuch und Irrtum», sagt Chapman. Er erklärt ihnen nichts, sondern stellt ihnen lediglich Fragen. Die Antworten führen zur Lösung. Schritt für Schritt bringen er und sein Kollege Jonathan Bradley den Schülerinnen so die Denkmuster der Informatiker näher.
Mädchen sollen mehr riskieren
Acht Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren haben sich freiwillig für das Projekt «grlbotics» gemeldet, für das sie pro Woche 90 Minuten ihrer Freizeit investieren. In einer ersten Lektion haben sie «K-Turtle» programmiert, eine Schildkröte, die auf dem Bildschirm ausführt, was ihr befohlen wird. Der «Scribble Robot» ist viel weniger zuverlässig. Er kämpft mit Reibung und Widerstand. Später werden die Mädchen üben, mit Sensoren zu arbeiten, und die Programmiersprache kennen lernen. Erst dann dürfen sie sich an die Sumo-Roboter wagen: 10 mal 10 Zentimeter grosse Wägelchen, die den Gegner vom Tisch stossen sollen. Wer gewinnt, kommt weiter. Die Siegergruppe wird im Juni gegen ein Team von Google antreten.
Bei Google ist die Idee zu «grlbotics» letztes Jahr entstanden, nachdem die Schüler der International School Winterthur (ISW) dort einen Besuchstag verbracht hatten. Candice Olgun, Projektleiterin bei der ISW, hatte festgestellt, dass bei Google kaum Frauen arbeiteten. Und dass sich die Schüler viel mehr zutrauten als die Schülerinnen. «Die Mädchen waren bei Google viel ruhiger als die Knaben», erzählt Olgun. Mit Unterstützung von Google entstand das Projekt «grlbotics». Die Mädchen sind unter sich. Das Ziel ist, die Schülerinnen für Informatik zu begeistern.
Die Girls können auch ganz schön laut werden. «Uploading! Go!», ruft die Kleine mit der Zahnlücke und der roten Brille. Und endlich zeichnet sich auch bei dieser Gruppe so etwas wie eine Acht am Boden ab. «Ohne Jungs sind die Mädchen aktiver und riskieren mehr», sagt Olgun. Sie hofft, das «grlbotics» Schule macht und nächstes Jahr auch öffentliche Schulen am Wettbewerb der Sumo-Roboter teilnehmen werden. Aus Versuch und Irrtum lernen die Mädchen, einen Roboter zu programmieren. Foto: Tom Kawara
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