Schweinezüchter fordern vorsorglich den Massenabschuss von Wildschweinen
Der Verband Suisseporcs will das Übergreifen der Afrikanischen Schweinepest auf die Schweiz verhindern.

Eine unheimliche Krankheit breitet sich derzeit von Osteuropa her Richtung Zentraleuropa aus – und dürfte schon bald auch Kurs auf die Schweiz nehmen: die Afrikanische Schweinepest. In Polen grassiert das Virus seit Monaten. Es kommt immer näher: Im September hat es erste Schweine in Belgien befallen. Der Erreger, gegen welchen es weder Medikamente noch eine Impfung gibt, kann von Wildschweinen übertragen werden. Um Ansteckungen zu verhindern, werden in Belgien ganze Wälder abgesperrt. Dänemark erwägt gar, zur Abwehr einen Grenzzaun zu errichten. Auch in der Schweiz versetzt das Virus die Züchter in Panik.
Der Schweizer Schweinezuchtverband Suisseporcs schlägt Alarm: «In Anbetracht der drohenden Afrikanischen Schweinepest fordern wir, dass die Wildschweinbestände in der Schweiz massiv reduziert werden», sagt Suisseporcs-Präsident Meinrad Pfister. Eine Verbreitung der hochansteckenden Krankheit in der Schweiz könne nur verhindert werden, wenn «die Wildschweinbestände mit allen Mitteln bejagt werden», so Pfister. Zudem sei die Einfuhr von erlegten Wildschweinen aus der Jagd im Ausland zu verbieten.
Verbreitung der Pest wäre «ein Desaster»
Pfister geht noch weiter: Er fordert, dass «der Bau von Wildübergängen über die Autobahn gestoppt wird – insbesondere nördlich von Luzern», um die Ausbreitung nach Süden zu unterbinden. Denn der Kanton Luzern sei die Hochburg der Schweinezüchter. 28 Prozent der Schweizer Zuchtschweine leben in diesem Kanton. Die Gefahr einer Übertragung der Krankheit sei dort besonders hoch, so Pfister. Für Menschen ist das Virus zwar ungefährlich. Doch für Schweine und Schweineproduzenten ist es verheerend. Wird ein einziges Schwein in einer Zucht befallen, ist das Schicksal des gesamten Hofes besiegelt: Der Betrieb muss evakuiert, weiträumig abgesperrt und der gesamte Tierbestand vernichtet werden. In Belgien wurden zwei Wochen nach dem ersten Vorfall 4000 Schweine notgeschlachtet.
Trotz Gefahrenstufe Rot wiegeln die zuständigen Bundesämter ab
Der Massenabschuss von Wildschweinen als Massnahme gegen die Ausbreitung der Schweinepest ist keine Erfindung der Schweizer Schweinezüchter: In Deutschland wurde die Jagd auf Wildschweine wegen der Krankheit bereits Anfang Jahr intensiviert. Mecklenburg-Vorpommern zahlt Jägern bereits Prämien für jedes erlegte Wildschwein.
In der Schweiz haben die Behörden bis jetzt noch nicht zur Jagd geblasen. Zwar ist man auch beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) besorgt: Der Seuchenradar auf der Website des Amtes zeigt für die Schweinepest die Gefahrenstufe Rot an. Das BLV warnt, die Schweinepest sei hochansteckend und könne nicht therapiert werden. Von einer Dezimierung der Wildschweinbestände will die Behörde aber nichts wissen: Das BLV teilt mit, für die Bekämpfung sei es erst zuständig, wenn die Seuche ausgebrochen ist. Vor dem Ausbruch sei das Bundesamt für Umwelt verantwortlich. Und dort hiess es gestern auf Anfrage bloss: «In der Schweiz sind die Wildschweinbestände viel kleiner als in einigen Regionen in Deutschland und Frankreich. Sollte die Schweinepest die Schweiz erreichen, so müsste man allenfalls die Wildschweinjagd gebietsweise intensivieren.»
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