Für 10’000 Franken am TagSchweiz goes Paris: Weihnachtskampagne des Bundes soll Image aufpolieren
Der Bund will betuchten Pariserinnen und Parisern die Schweiz näherbringen. Eine halbe Million Franken fliesst deshalb an das bekannte Kaufhaus BHV Marais.

Die Freude war nicht gerade gross in Frankreich, als die Schweiz sich gegen die Rafale als neuen Kampfjet entschied. Und auch der UBS-Prozess mit Milliardenstrafe hat dem Image der Schweiz in Frankreich kaum geholfen. Das soll nun korrigiert werden – für 10’000 Franken am Tag.
Das Haus dafür ist eine Institution in Paris. Der Bazar de l’Hôtel de Ville oder kurz Le BHV Marais ist eines der bekanntesten Kaufhäuser in der französischen Hauptstadt. Und eines, in dem betuchte Pariserinnen und Pariser ihre Einkäufe erledigen. Genau das will sich nun auch die Schweiz zunutze machen. Und kooperiert mit dem Einkaufszentrum im Herzen von Paris.
Die Nachbarschaft des BHV liest sich wie ein Werbeprospekt für einen Besuch in Paris. Notre-Dame, Hôtel de Ville sind gleich nebenan, und selbst der Louvre ist nur ein paar wenige Gehminuten entfernt. In dieser Umgebung wird sich die Schweiz ganz offiziell während der Weihnachtszeit präsentieren.
Käse, Wein, Schokolade – die Schweizer Klassiker sind dabei
Das ist nicht gerade günstig. An den BHV fliessen 490’000 Franken, damit die Schweiz sich dort präsentieren darf. Vom 10. November bis zum 31. Dezember läuft die Aktion. Hinter dem Deal steht das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Es ist das erste Mal, dass die Schweiz eine solche Kampagne durchführt.
Die Weihnachtsdekorationen und die damit verbundenen Aktionen des BHV sind bekannt in Paris und weit darüber hinaus. 2017 hatte zum Beispiel Dänemark seinen Auftritt beim BHV. Nun soll die Schweiz davon profitieren. Das Ziel laut dem EDA: Man möchte die Interessen der Schweiz im Nachbarland fördern.
Dies «einerseits mit einem kommunikativen Impact gegenüber den relevanten Zielgruppen, andererseits mit neuen Chancen für Schweizer Unternehmen», wie es auf Anfrage heisst. Die Kampagne sei auch Teil der Bemühungen zur wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie. Denn: Die Aktion biete am «Ende der Gesundheitskrise eine einzigartige Gelegenheit» das Image der Schweiz im Zentrum von Paris zu fördern, wie es in der dazugehörigen Ausschreibung heisst.

Der Schweiz würden Schaufenster, Werbung an den Fassaden, Pop-up-Stores sowie Plakate, Magazine und eine Kampagne auf Social Media gewidmet. Klar dürfen bei einem solchen Auftritt auch die Klassiker nicht fehlen. So werden Schweizer Käse, Wein und Schokolade vor Ort vertreten sein. Wer genau sich dort präsentieren darf, wird im September bekannt gegeben. Derzeit seien rund 50 Schweizer Marken im Kaufhaus präsent. 30 neue Marken kommen während der Aktion in der Weihnachtszeit dazu. Mit dabei ist auch Schweiz Tourismus, welche die Kampagne mitfinanziert.
Erreichen will das EDA mit der Aktion vor allem wohlhabende Pariserinnen und Pariser. Oder wie es in der dazugehörigen Ausschreibung heisst: Die Kundschaft des BHV setze sich «hauptsächlich aus einem Pariser und französischen Publikum zusammen, das sich in einem hochwertigen Segment bewegt». Zudem geniesse der BHV eine hohe Sichtbarkeit, etwa wegen seiner Bedeutung innerhalb der Pariser Handels- und Imagelandschaft.
Philipp Felber-Eisele ist Wirtschaftsredaktor bei Tamedia. Er berichtet über Wirtschaftspolitik direkt aus Bundesbern. Der Germanist und Historiker ist seit 2019 bei Tamedia als Journalist tätig.
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