Arzt bezichtigt Walliser Spital der Vetternwirtschaft
Das Spital bagatellisiere schwerwiegende Probleme, beklagt ein Gynäkologe. Er ist nicht der erste Kritiker: Ein Chirurg, der während einer Operation ein Fussballspiel schaute, hatte zuvor einen Skandal ausgelöst.

Der Gynäkologe Nicolas de Quay hat wegen «unterschiedlicher ethischer Auffassung» beim Spital Wallis gekündigt. Er kritisiert die Spitalleitung heftig und ist damit nicht alleine. Seit rund einem Jahr steht das Spital in der Kritik.
In einem Interview in der Westschweizer Tageszeitung «Le Matin» wirft der Facharzt der Spitalleitung vor, zu wenig selbstkritisch zu sein. Schwerwiegende Probleme würden bagatellisiert, und es herrsche eine Vetternwirtschaft. Zudem sei ihm ohne Begründung verboten worden, für Operationen Spezialisten beizuziehen.
Die Patienten stünden unter diesen Umständen nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit, was ihn in Gewissenskonflikte bringe, begründete de Quay unter anderem seine Kündigung. Er habe bereits 2006 diese Missstände kritisiert.
Spitaldirektion weist Anschuldigungen zurück
Die Spitaldirektion wehrte sich in einer Stellungnahme gegen die Vorwürfe de Quays. Dank der vielen Spezialisten habe sich etwa die Qualität der Geburtenabteilung wesentlich verbessert, lässt sich Nicolas Schneider, Chef der Gynäkologie, zitieren. Und aufgrund gewisser Anpassung sei man heute in der Lage, komplizierte Fälle zu behandeln.
Seit rund einem Jahr steht das Spital Wallis in der Kritik. Auslöser war die Entlassung Daniel Savioz', Kaderarzt des Spitals Siders. Der Arzt hatte im Vorfeld der Abdominal- und Viszeralchirurgie des Spitals schlechte Leistungen vorgeworfen.
Darauf hin erstellten der ehemalige FDP-Regierungsrat Serge Sierro und der emeritierte Geschichtsprofessor Jean-Claude Pont aus eigenem Antrieb einen Bericht, in dem sie dem Spital Vetternwirtschaft und Machtballung vorwarfen. Politik nimmt Spital unter die Lupe
Schliesslich griff das Walliser Kantonsparlament ein. Es verlangte im September 2010 die Untersuchung aller Vorwürfe und beauftrage Spezialisten der «Fédération hospitalière de France», die Walliser Gesundheitsinstitutionen unter die Lupe zu nehmen.
Im Oktober kam zudem heraus, dass ein Chirurge des Spitals Wallis während eines Eingriffs im Juni das WM-Fussballspiel Frankreich gegen Mexiko am Fernseher schaute.
Das Spital Wallis wurde 2004 gegründet und besteht aus mehreren Spitälern, die an verschiedenen Standorten ihre medizinischen Leistungen anbieten.
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