Brisante Mission des neuen Schützenpräsidenten
Um das höchste Amt der Sportschützen kommt es zur Kampfwahl. Dann legt sich der Verband mit der EU an – und riskiert so die Schweizer Schengen-Zugehörigkeit.

Am 29. April kommt es in Lugano zur Kampfwahl: Die Delegierten des Schweizerischen Schiesssportverbands werden ihren neuen Präsidenten wählen. Der Vorstand hätte den heutigen Vizepräsidenten Luca Filippini ins Amt gehoben. Da der Kantonalschützenverband Uri aber mit dem Urner Nationalrat Beat Arnold einen Gegenkandidaten ins Spiel brachte, werden nun die Delegierten bestimmen, wer Präsident wird.
Ein Verbandsfunktionär oder ein Politiker
Wer wird es? Filippini, 48, parteilos, ist Generalsekretär des Tessiner Lega-Staatsrats. Filippini startet mit einem Heimvorteil in die Ausmarchung, denn er kennt den Verband gut und das Tessin könnte mit ihm erstmals den Verbandspräsidenten stellen. Zudem gilt er als Vollblutschütze. Er schiesst seit 1987 in allen Disziplinen und ist im Tessin für die Ausbildungskurse zuständig.
Beat Arnold, 38, SVP-Mitglied, ist Urner Alt-Regierungsrat und vertritt seinen Kanton im Nationalrat. Auch er schiesst seit Jahren und ist OK-Präsident des historischen Rütlischiessens. Den Verband kennt er jedoch weniger gut als Filippini, wie er selber sagt. Dafür aber sitzt er in der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats, was dem Verband gerade heute von Nutzen sein könnte.
Nicht mehr als zehn Schüsse
Das EU-Parlament hat vor drei Wochen beschlossen, wegen der Terrorgefahr das Waffenrecht zu verschärfen. Als Schengenstaat muss die Schweiz ihr Waffengesetz ebenfalls anpassen. Der Schiesssportverband wehrt sich jedoch vehement dagegen. Er wird gegen jede Verschärfung das Referendum ergreifen – und nimmt damit in Kauf, dass die Schweiz aus dem Schengen-Dublin-Abkommen aussteigen muss.
Zwar ist es ihr gelungen, eine Ausnahmeregelung zu erwirken; Soldaten dürfen nach getaner Dienstpflicht weiterhin ihr Sturmgewehr nach Hause nehmen. Aber auch der Beschluss vom März geht dem Schiesssportverband noch zu weit. Danach sollen Gewehre mit Magazinen für mehr als zehn Schuss verboten werden, viele haben heute jedoch solche mit bis zu 20 Schuss. Wer diese Waffen erwerben will, muss einen Bedarf nachweisen oder Mitglied eines Schützenvereins sein und regelmässig trainieren.
Dies, so kritisiert der Verband, liefe auf ein nationales Waffenregister hinaus, das die Stimmbürger 2011 abgelehnt haben. Die Vereine müssten ihre Mitglieder aber nicht nur registrieren, sondern auch kontrollieren, ob sie regelmässig trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen. Der Verband lehnt es laut der bisherigen Präsidentin Dora Andres ab, dass Schützenvereine Überwachungsaufgaben übernehmen sollen. Sie befürchtet zudem, dass diese durch die neuen Hürden schneller schrumpfen als schon heute und aufgeben müssen.
Mit Händen und Füssen wehren
Die beiden Kandidaten unterscheiden sich zwar von ihren Profilen her, nicht aber in ihren Absichten: Beide wollen sich gegen eine Verschärfung des Schweizer Waffengesetzes wehren – wie Arnold sagt, «mit Händen und Füssen». Arnold als Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission könnte die Haltung des Verbands im Gesetzgebungsprozess früh einbringen. Zudem sagen beide Kandidaten, sie wollten die vielen Neuerungen, welche die bisherige Präsidentin eingeführt hat, verstetigen.
So wird nun erstmals nach elf Jahren wieder ein Mann an der Spitze des Schiesssportverbands stehen: Dora Andres (FDP), frühere Polizei- und Militärdirektorin des Kantons Bern, wird den Verband acht Jahre lang präsidiert haben, ihre Vorgängerin Rita Fuhrer, die frühere Sicherheits- und Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zürich, stand ihm während drei Jahren vor. Zwar können die Delegierten noch am 29. April weitere Kandidaturen vorschlagen, wahrscheinlich ist es jedoch nicht. Der Verband zählt heute 130'000 Mitglieder. 60'000 sind lizenziert, davon sind 7000 Frauen. Er ist damit der viertgrösste Sportverband der Schweiz.
Verschärfung kommt nicht sofort
Bis in der Schweiz das Waffengesetz geändert wird, wird es allerdings noch eine Weile dauern. Wie eine Sprecherin des Bundesamts für Polizei sagt, muss der EU-Rat Ende April erst noch die definitiven Richtlinien seines Parlaments verabschieden. Danach werden die Schweizer Behörden diese analysieren und ermitteln, welche Veränderungen des Waffengesetzes sie erfordern.
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