«Die Endlagersuche wird bewusst verzögert»
Die Standortsuche für Atommüll kommt nicht vom Fleck. Walter Wildi, Geologieprofessor und Experte für Tiefenlager, kritisiert den Bund scharf. Er fordert eine rasche Durchführung von Testbohrungen.
Herr Wildi, die Standortsuche für die Atommüllendlagerung wird doppelt so lange dauern wie geplant. Was läuft schief bei diesem Prozess? Über die Ursachen gibt es verschiedene mögliche Betrachtungsweisen: Die erste ist, dass die dem Zeitplan zugrunde liegende Analyse nicht seriös durchgeführt wurde. Das heisst, der Prozess dauert nun nicht plötzlich länger, sondern der frühere Fahrplan war unrealistisch. Mit der zweiten Sichtweise möchte ich die Motive der zuständigen Behörden beleuchten: Ein Lager für hochradioaktive Abfälle soll nun erst in 46 Jahren in Betrieb genommen werden. Dieser Zeitraum entspricht der Dauer von zwei Beamtenkarrieren. Der Verdacht drängt sich auf, dass darum die unangenehmen Entscheidungen, die mit der Standortsuche verbunden sind, einfach aufgeschoben werden. Die involvierten Institutionen arbeiten ineffizient und nicht zielorientiert. Nach der ersten Etappe der Standorteruierung 2011 stieg man mit sechs Regionen in die zweite Etappe. Dabei hätte bereits dann die Zahl der Standorte verringert werden können.