Die grösste Lohnerhöhung gab es im Gastgewerbe
Die Löhne in der Schweiz steigen nur langsam, aber stetig. 2012 war das Plus dank der Minusteuerung real höher als die durchschnittlichen 0,8 Prozent. Die einzelnen Branchen entwickelten sich unterschiedlich.
Die Löhne in der Schweiz sind im vergangenen Jahr durchschnittlich um 0,8 Prozent gestiegen. Unter Berücksichtigung der Minusteuerung von 0,7 Prozent ergab sich bei den Reallöhnen eine Erhöhung um 1,5 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte.
Die Zunahme der Nominallöhne im vergangenen Jahr ist damit ähnlich hoch wie in den Jahren 2011 (+1,0 Prozent) und 2010 (+0,8 Prozent). Die Arbeitnehmenden profitierten zudem von der negativen Teuerung, so dass die Löhne real erstmals seit 2009 zusätzlich stiegen.
Im Gleichschritt mit Wirtschaftswachstum
Während der letzten fünf Jahre nahmen die Nominallöhne jährlich um durchschnittlich 1,4 Prozent zu. Die Reallöhne kletterten um 0,9 Prozent nach oben. Dies kam insbesondere dank einer Negativteuerung 2009 und eines hohen nominellen Anstiegs von über 2 Prozent in jenem Jahr zustande.
In Zeitraum von 2008 bis 2012 registrierten die Dienstleistungen ein durchschnittliches nominales Wachstum von 1,4 Prozent (real 1 Prozent) und die Industrie eines von 1,3 Prozent (real 0,8 Prozent).
In der Industrie stiegen die Nominallöhne im vergangenen Jahr leicht unterdurchschnittlich um 0,7 Prozent und im Dienstleistungssektor um 0,9 Prozent. Während die Löhne in der Industrie damit deutlich rückläufig waren (2011: 1,0 Prozent), stagnierten die Löhne bei den Dienstleistungen (+1,0 Prozent).
Fast alle Branchen profitieren
Praktisch alle Wirtschaftszweige konnten 2012 vom Lohnwachstum profitieren. Die grösste Lohnerhöhung gab es im Gastgewerbe und in der Beherbergung mit einem Plus von 2,4 Prozent. Dies ist auf eine Erhöhung der Minimallöhne um 2,9 Prozent und auf die Ausweitung des 13. Monatslohns auf alle GAV-Unterstellten zurückzuführen.
Deutlich höhere Löhne wurden auch in den Branchen Kunst, Unterhaltung und Erholung (+1,7 Prozent), bei den Post-, Kurier- und Expressdiensten (+1,5 Prozent) und den Versicherungen (+1,5 Prozent) ausgerichtet.
Demgegenüber mussten die Beschäftigten im Handel und der Reparatur von Motorfahrzeugen (0 Prozent), in der Informationstechnologie und den Informationsdienstleistungen (+0,2 Prozent) und im Gesundheits- und Sozialwesen (+0,3 Prozent) eine tiefere Wachstumsquote hinnehmen.
Exportindustrie im Aufwind
In der Industrie beeinflussten insbesondere die zwei Exportbranchen Chemie und Pharma sowie der Maschinenbau die Lohnanpassungen. In Chemie und Pharma stiegen die Löhne nominal gleich wie im Vorjahr um 1,4 Prozent und im Maschinenbau um 0,9 Prozent (1,1 Prozent im Jahr 2011). Das BFS schreibt, dass wie bereits im Vorjahr die Exportbranchen von einer günstigeren internationalen Wirtschaftslage profitieren konnten.
Bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen widerspiegeln die Lohnerhöhungen von lediglich 0,7 Prozent (Vorjahr 1,1 Prozent) die Unsicherheit, die im Bankensektor seit der Krise von 2008 zu spüren ist. Der Detailhandel verzeichnete eine Lohnerhöhung von 1,1 Prozent gegenüber 1,7 Prozent im Jahr 2011.
KOF-Indikator: Dynamischer Arbeitsmarkt
Mehr Unternehmen erwägen wieder eine Erhöhung der Zahl der Beschäftigten. Dies geht aus dem Beschäftigungsindikator der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) hervor, der im April auf 0,5 Punkte gestiegen ist. Der Frühindikator für die Veränderung der Beschäftigung in den kommenden drei Monaten ist damit erstmals seit dem zweiten Quartal 2012 wieder positiv. Für das erste Quartal 2013 hat die KOF den Wert von –2,3 auf –0,7 Punkte deutlich nach oben revidiert.
Der weitere Anstieg im laufenden Quartal kommt zustande, weil mehr Unternehmen in der Umfrage angaben, die Zahl der Beschäftigten in den kommenden Monaten eher erhöhen zu wollen, wie die KOF in einem Communiqué erläuterte.
Sorgen bei Industrie, Gastgewerbe und Banken
Positiv zu dieser Dynamik dürften weiterhin die Versicherungen, Bauunternehmen und weitere Dienstleistungsunternehmen aus den Branchen Gesundheitswesen sowie Informations- und Kommunikationsdienstleistungen beitragen.
Etwas entspannt hat sich laut KOF die Lage im Detailhandel. Der Anteil an Händlern, die einen Stellenaufbau planen, hat gegenüber der letzten Umfrage im Januar deutlich zugenommen. Demgegenüber überwiegen in Industrie, Gastgewerbe sowie in der Bankbranche weiterhin die Unternehmen, die ihren Stellenbestand als zu gross einschätzen.
Indikator unterschätzte Entwicklung
Der KOF-Beschäftigungsindikator liegt zwar insgesamt weiterhin nahe bei null. Das weist darauf hin, dass sich die Beschäftigungsentwicklung in den nächsten Monaten kaum verändern dürfte. Allerdings hat der Indikator das vom Bundesamt für Statistik (BFS) schliesslich gemessene Beschäftigungswachstum seit Ende 2011 um rund 1 Prozentpunkt unterschätzt.
Ein KOF-Ökonom sagte dazu auf Anfrage, dass sich einige Unternehmen offenbar zu pessimistisch gäben und zwar einige wenige Stellen schaffen wollten, den Bestand in der Umfrage aber dennoch als passend angäben. Zudem sei mit dem Staatswesen in letzter Zeit ein Sektor besonders gewachsen, der nicht in den Indikator einfliesse.
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