Klassenkampf in Vals
Remo Stoffel zog arm aus und kehrt als Milliardär zurück. Jetzt will er im Bergdorf einen Wolkenkratzer bauen. Seine ehemaligen Mitschüler reiben sich die Augen.

Mit 30 hatten sie die letzte Klassenzusammenkunft. Remo fiel dabei erstmals durch seine Spendierfreude auf. In der Bar ging die letzte Runde auf seine Rechnung. Nächstes Jahr werden sie 40, Remo ist inzwischen Milliardär. Die Klassenkameraden vermuten Geld aus Russland, weil Remo mit grossem Pomp in Moskau geheiratet hat. Keine aus dem Dorf, sondern eine Snowboard-Weltmeisterin von der Lenzerheide. Die Hochzeitsbilder sahen sie in der «Schweizer Illustrierten»: Remo, der einst Mittellose, jetzt mit Glanz und Gloria in einer ehemaligen Residenz von Katharina der Grossen im Petroff-Palast. Er denkt jetzt selber gross, will bei der Therme für 300 Millionen den höchsten Turm Europas mit 82 Etagen bauen – in diesem Ort, wo die Häuser im Kern drei- und viergeschossig sind, wenn es hochkommt. Inzwischen gehört ihm gefühlt das halbe Dorf: drei Hotels, ein Café, das Kurbad, über 200 Apartments und 40'000 Quadratmeter am Rheinufer, wo ein Park des japanischen Stararchitekten Tadao Ando entstehen soll.