Olivier M. darf noch nicht sterben
Ein 83-jähriger Genfer will mit der Sterbehilfeorganisation Exit aus dem Leben scheiden. Zwei Brüder haben gegen Exit geklagt. Gestern trafen sich die Parteien vor Gericht.

Olivier M. will sterben. Ginge es nach seinem Willen, wäre er schon seit Tagen tot. Auf den 19. Oktober bestellte der Genfer die Sterbehilfeorganisation, der er seit 1995 als Mitglied angehört, zu sich nach Hause. Wenige Tage vor seinem 83. Geburtstag.
Natürlich kannten sie die Altersbeschwerden ihres Bruders. Eine Arthrose erschwert Olivier M. das Gehen. Seine Augen sind schwach geworden. Seine Blase bereitet Probleme. Er befürchtet den Verlust seiner Autonomie. Und den Tod seiner Frau vor drei Jahren hat er nicht verwunden. Doch er begleitet die Brüder nach wie vor auf Wanderungen. Und mit seinem zweijährigen Enkel fährt er noch immer Ski. «Ist ein solches Leben denn nicht mehr lebenswert?», fragten sich Claude und Bernard M. «Sind wir nicht alle von Altersbeschwerden betroffen? Ist unser Bruder Olivier nicht einfach lebensmüde, depressiv und damit nicht entscheidfähig? Müsste er sich nicht eher einer Psychotherapie unterziehen?» Vor allem aber zürnten die Brüder gegen Exit: «Was gibt Exit das Recht, dem geliebten Bruder zum Suizid zu verhelfen?»