Swisscom behandelt Parlamentarier als VIPs
National- und Ständeräte geniessen bei der Swisscom mehr Privilegien als übrige Kunden. Das ist gerade im Hinblick auf die Pro-Service-public-Initiative heikel.

Wer im Parlament sitzt und sich für die Swisscom als Mobilfunkanbieter entscheidet, bekommt privilegierten Zugang zu Service-Dienstleistungen des Konzerns. Parlamentarierinnen und Parlamentarier werden automatisch ins VIP-Programm «Priorité» der Swisscom aufgenommen, wie Recherchen der Zeitung «Schweiz am Sonntag» ergeben haben.
Damit können die Politiker beispielsweise Hotline-Warteschlaufen umgehen, indem sie per Tastendruck den Rückruf eines «VIP-Agent» erhalten. «Ein Tastendruck genügt», und «unsere erfahrensten Mitarbeiter» der «exklusiven Priorité-Hotline» rufen «umgehend zurück», beschreibt die Swisscom ihr «Loyality»-Programm. Sie bewirbt dieses Angebot für ihre treusten und umsatzstärksten Kunden unter anderem mit dem Slogan: «Ihre Zeit ist zu kostbar, um zu warten.»
Swisscom will «weder bestätigen noch dementieren»
Das VIP-Angebot wird von zahlreichen weiteren «exklusiven Produkteangeboten und Dienstleistungen» abgerundet, in deren Genuss Politikerinnen und Politiker unabhängig von ihrer Treue oder dem Umsatz kommen. Auf Anfrage der «Schweiz am Sonntag» wollte die Swisscom die privilegierte Behandlung von Parlamentariern «weder bestätigen noch dementieren». Ebenso wenig wollte sie offenlegen, wie viele der National- und Ständeräte davon profitieren.
Weil der Bundesbetrieb besonders auf die Gunst der Politik angewiesen ist, sind solche Privilegien heikel. Im Abstimmungskampf um die «Pro Service Public»-Initiative, von der die Swisscom besonders betroffen wäre, engagieren sich 244 der 246 Parlamentarier gegen das Volksbegehren. Auch wenn der Mobilfunk nicht zur Grundversorgung gehört, kritisiert «Pro Service Public»-Initiant Peter Salvisberg die Vorzugsbehandlung für Politiker durch den Bundesbetrieb: «Loyalität beruht auf Gegenseitigkeit».
SVP-Nationalrat Lukas Reimann, Befürworter der «Pro Service Public»-Initiative, hat sein VIP-Mobilfunkabonnement inzwischen gekündigt: «Die Swisscom ist berüchtigt dafür, Politiker zu hofieren», sagt Reimann.
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