Wähler wetten auf unbekannte Pferde
Gewinner der Zürcher Wahlen sind die neuen Mitteparteien. Noch ist aber kaum bekannt, wer deren Politik umsetzen wird. Ein Kommentar von Redaktion Tamedia-Reporterin Claudia Blumer.
Die Grünliberalen sind in den vergangenen Jahren zur erfolgversprechenden Trendpartei der progressiven Linkswähler geworden. Doch diesen erdrutschartigen Gewinn hatte sich wohl selbst Parteipräsident Martin Bäumle in den kühnsten Träumen nicht erhofft. Die Grünliberalen haben im Kanton Zürich fast um das Doppelte ihres bisherigen Wähleranteils zugelegt und überholen damit die Grünen, die bei den letzten Wahlen auf die Überholspur wechselten und seither einen Bundesratssitz fordern. Nach den Verlustprognosen müssen die Grünen nun froh sein, ihren Wähleranteil überhaupt halten zu können. Umweltfreundlich und wirtschaftlich scheint heute die Zaubermischung für politischen Erfolg zu sein.
Was bedeutet das Zürcher Resultat für die eidgenössischen Wahlen im Herbst? Die Parlamentswahl im bevölkerungsreichsten Kanton wird auch deshalb mit Spannung erwartet, weil daraus Schlüsse für die Sitzverteilung im Nationalrat gezogen werden. Die SP muss nach den Erfahrungen der vergangenen Wahlen damit rechnen, im Herbst nicht besser als in Zürich abzuschneiden. Auch die SVP und die Grünen können nach Adam Riese davon ausgehen, ihren Wähleranteil bei den eidgenössischen Wahlen zu verteidigen. Die Grünliberalen dagegen dürften weniger stark zulegen wie in Zürich.