Zu schwarz gemalt
Medien müssen sich den neuen Bedürfnissen der Leser anpassen. Dass dies auch ohne Qualitätsverlust geschehen kann, beweisen die Online-Angebote der Qualitätstitel.
Glaubt man den Zürcher Forschern, befindet sich die Qualität der Schweizer Medien im freien Fall: Gratisangebote mit geringer Einordnungsleistung verdrängen zunehmend die Qualitätstitel. So will es der Markt, und entsprechend werden die Werbegelder verteilt. Nun ist es grundsätzlich zu begrüssen, wenn sich die Wissenschaft eingehend mit den Medien befasst. Eine solche Analyse kann Anstoss zur Selbstreflexion sein, die staatspolitische Bedeutung der Medien in Erinnerung rufen und auf diskussionswürdige Trends hinweisen. Tatsächlich sind der Rückgang von Werbeeinnahmen und Auflagenzahlen ein Problem und zwingen zu Sparmassnahmen. Dass die Folgen dieser Entwicklung bereits so dramatisch sind, wie es die Forscher darstellen, trifft jedoch nicht zu. Wer eine «Erosion der journalistischen Berufskultur» konstatiert, verfällt in jene Übertreibung, die er selber kritisiert.
Bleibt die Frage, ob bei einer weiteren Zuspitzung der wirtschaftlichen Lage staatliche Medienförderung angebracht ist. Diese Debatte soll durchaus geführt werden. Allein fehlen bisher taugliche Ideen, wie die Förderung erfolgen soll, ohne die Unabhängigkeit der Medien zu tangieren. Ein Beispiel, wie schnell man dabei in Teufels Küche kommt, lieferte gestern FDP-Ständerätin Christine Egerszegi. Sie bemängelte als Stiftungsrätin der Jahrbuch-Herausgeber, dass die Medien zu sehr SVP-fixiert seien, «ungleiche Resonanzchancen» für die Parteien herrschten, dies der politischen Konsenskultur schade und die anderen Parteien unter Druck setze. Mit Verlaub: Diese Kritik an der Themensetzung der Medien ist eine politische Wertung und bei der Präsentation eines wissenschaftlichen Jahrbuchs fehl am Platz – egal, was man von der Politik der SVP hält.