Zwischen Jungfrau und Hure
Der verwehrte Händedruck ist Symbol einer patriarchalen Über-Ich-Religion, die das Leben der Frauen reglementiert und häufig mit Zwang diszipliniert.

Der Griff an Po und Busen oder ans Gemächt schickt sich nicht in der Öffentlichkeit. Die Berührung primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale ist sexuell konnotiert. Das Handschütteln hingegen, das fern von sexueller Lust Respekt bezeugt, gehört in den öffentlichen Raum. Darum findet der verwehrte Händedruck zweier muslimischer Burschen gegenüber ihrer Lehrerin in Therwil kaum Verständnis. Manche Gläubige stellen selbst Gesten der Höflichkeit unter den Generalverdacht der Lust. So praktizieren sie, was sie westlichen Gesellschaften vorwerfen: Sie sexualisieren sämtliche Lebensbereiche.