Schweizer Neonazis gründen Legion Werwolf
Nach den Neonazi-Razzien in drei Ländern wird bekannt: In der Schweiz ist offenbar schon seit Monaten eine radikale Vereinigung namens Legion Werwolf aktiv. Sie wird als höchst gefährlich eingestuft.
Bei einer gross angelegten Aktion gegen eine international agierende Neonazi-Gruppierung wurden letzte Woche Razzien in der Schweiz, in Deutschland und in den Niederlanden durchgeführt. In der Schweiz wurde unter anderem die Gefängniszelle des Rechtsradikalen Sebastien N. in Zürich durchsucht. Er gilt als einer der Köpfe der Vereinigung, die sich als Werwolf-Kommando bezeichnet und das «System Bundesrepublik» beseitigen will. Jetzt erhält das Kommando weitere Unterstützung aus der Schweiz.
Ein enger Weggefährte des Inhaftierten hat mit anderen Gesinnungsgenossen die Legion Werwolf gegründet. Das berichtet die Zeitung «Schweiz am Sonntag» (Artikel online nicht verfügbar). Recherchen der «SonntagsZeitung» zeigen: In der Region Bern und Solothurn finden regelmässige Treffen dieser radikalen Gruppierung statt. Deren Mitglieder stammen aus mehreren Kantonen und treten äusserst militant auf. Auf Bildern, die der «SonntagsZeitung» vorliegen (siehe Bildstrecke), posieren sie mit Waffen sowie mit Pullovern und Fahnen, die mit einem Werwolf-Logo bedruckt sind. Die Anführer pflegen intensive Kontakte nach Deutschland.
Rund ein Dutzend Mitglieder
Ob die Legion Werwolf als direkter Schweizer Ableger des aufgedeckten Neonazi-Netzwerkes operiert, ist unklar. Vieles spricht jedoch dafür, dass die Mitglieder Verbindungen zum Werwolf-Kommando haben. Mittlerweile hat die konspirative Gruppierung rund ein Dutzend Mitglieder. Fast alle von ihnen haben Kontakte nach Deutschland.
Für den Neonazi-Jäger Heinz Kaiser ist klar: «Diese Gruppe ist höchst gefährlich. Alles deutet darauf hin, dass sie ein Schweizer Ableger des Werwolf-Kommandos ist.» Auch der deutsche Rechtsextremismus-Experte Andreas Speit ist alarmiert: «Ich gehe davon aus, dass neben den jetzt unter Verdacht stehenden noch weitere Personen in dieses Netzwerk involviert sind – auch in der Schweiz», wie er gegenüber der «SonntagsZeitung» sagt. Er fordert deshalb zur Wachsamkeit auf. «Mich irritiert, dass die Werwolf-Strukturen erst nach Druck aus Deutschland an die Öffentlichkeit gelangten», sagt er. Es scheine, als würde man das Netzwerk in der Schweiz weniger beleuchten und verfolgen.
Ermittler wurden fündig
Der Verdacht, dass der Schweizer Kopf des Werwolf-Kommandos aus dem Gefängnis heraus mit seinen braunen Gesinnungsgenossen in Deutschland per Internet kommunizieren konnte, wird vom zuständigen Stabschef der Zürcher Gefängnisse gegenüber der «Schweiz am Sonntag» indes in Abrede gestellt. In der Untersuchungshaft dürfen Insassen nur kommunikationsunfähige Computer für einen Franken pro Tag mieten. Nach Informationen aus Justizkreisen wurden die Fahnder bei der Razzia nicht in der Zelle des Neonazis, sondern in den persönlichen Effekten, die er nicht in die Zelle mitnehmen durfte, fündig. Darunter sollen sich elektronische und andere Gegenstände befunden haben, von denen sich die Fahnder weitere Erkenntnisse über die Bildung der mutmasslichen Terrorzelle erhoffen.
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