Schweizer Reisebüro: «Kein Kontakt zu unseren Kunden»
Das havarierte Kreuzfahrtschiff Costa Allegra wird aus den Piratengewässern vor Afrika geschleppt. Angehörige der Schweizer Passagiere müssen sich noch gedulden.
An Bord der havarierten Costa Allegra befinden sich auch 90 Schweizer Passagiere. Der Grossteil von ihnen hat die Kreuzfahrt über einen Veranstalter im Kanton Zürich gebucht. «Wir haben 71 Kunden und einen Reiseleiter an Bord», bestätigt die Geschäftsleiterin gegenüber Redaktion Tamedia.
Auf dem Schiff war gestern im Maschinenraum ein Brand ausgebrochen, der jedoch rasch gelöscht werden konnte. Menschen kamen nicht zu Schaden – jedoch fiel der Strom komplett aus. Das Schiff trieb darauf manövrierunfähig in den Gewässern vor der afrikanischen Ostküste, wo es immer wieder zu Zwischenfällen mit Piraten kommt. Auch die Bordküche und die Kommunikationsmittel funktionieren nicht.
An Bord sollen sich auch neun italienische Marinesoldaten befinden. Dies berichtet der britische «Guardian» unter Berufung auf die Reederei. Die bewaffneten Soldaten würden reagieren, sollte das Schiff von Piraten angegriffen werden, sagte eine Sprecherin des Präsidenten der Seychellen. Bisher habe man jedoch keine Piraten gesichtet.
Passagiere sind wohlauf
«Wir stehen in ständiger Verbindung mit der Reederei, die wiederum Funkkontakt mit dem Kapitän hat», sagt die Reiseveranstalterin. Den Passagieren gehe es gut, sämtliche Angehörigen habe man bereits gestern verständigt.
Auch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat auf Anfrage der sda bestätigt, dass sich an Bord der Costa Allegra 90 Passagiere aus der Schweiz befinden. Gemäss den Informationen, die dem EDA zur Verfügung stehen, gehe es ihnen «gut». Auch das Schweizer Honorarkonsulat auf den Seychellen sei informiert. Er stehe mit den lokalen Behörden in Kontakt und bereite die Unterstützung für die Schweizer Passagiere nach ihrer Landung auf den Seychellen vor.
«Costa ist stets kulant»
Beim Reisebüro rechnet man damit, dass die Kunden von der Reederei eine Entschädigung erhalten: «Die Firma Costa hat sich in der Vergangenheit stets sehr kulant gezeigt.»
Die Costa Allegra, auf der sich 413 Crewmitgliedern und 636 Passagiere aus 25 Ländern befinden, ist mittlerweile von drei zu Hilfe geeilten Schiffen ins Schlepptau genommen worden. Einem französischer Thunfisch-Trawler ist in der Nacht mit Vorräten beim havarierten Schiff eingetroffen, später kamen noch zwei Schlepper dazu. Das Kreuzfahrtschiff soll bis am Donnerstag zur Hauptinsel Mahé gebracht werden. Ein zunächst geplanter Halt an der Insel Desroches, wo die Passagiere von Bord gehen sollten, wurde aus logistischen und Sicherheitsgründen gestrichen, wie die Reederei mitteilte.
Lebensmittel aus der Luft
Wie die Reederei Costa Crociere mitteilte, sollte ein Hubschrauber zur «Costa Allegra» fliegen, um die 636 Passagiere und mehr als 400 Besatzungsmitglieder mit Lebensmitteln, Satellitentelefonen und Kurzwellenradios zu versorgen. Darüber hinaus befanden sich Costa-Techniker und Ingenieure auf dem Weg nach Mahé, um die «Allegra» von dort aus der Luft zu erreichen.
Die «Costa Allegra» trieb etwa 250 Seemeilen südlich der Seychellen. Das Feuer war gestern Vormittag in einem Maschinenraum im Heck ausgebrochen. Wodurch der Brand ausgelöst wurde, war zunächst unklar. Das Feuer verursachte jedoch einen Stromausfall, Licht und Klimaanlage fielen aus, die Schiffsmotoren wurden lahmgelegt. Generatoren hielten eine Notstromversorgung aufrecht.
Ehemaliger Frachter
Die Costa Allegra wurde 1969 in Finnland als Container-Frachter gebaut und lief unter dem Namen MS Annie Johnson vom Stapel. Bereits 1986 hätte sie zum Kreuzfahrtschiff umgebaut und auf den Namen Regent Moon getauft werden sollen. Stattdessen legte der neue Eigner das Schiff auf. Erst 1990 erstand Costa Crociere das Schiff und liess es zum Kreuzfahrtschiff umbauen.
Weiterer Imageschaden
Sie gehört zwar immer noch der italienischen Reederei, ist aber seit 2010 an die französische Pasquet Cruises verpachtet. Paquet gehört der Muttergesellschaft von Costa Crociere, der Carnival Corporation.
Der Zwischenfall auf der Costa Allegra ereignete sich zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt für die Betreibergesellschaft Costa Crociere, einer Tochterfirma des US-Unternehmens Carnival. Erst am 13. Januar war ihre Costa Concordia vor der toskanischen Insel Giglio mit mehr als 4200 Menschen an Bord auf einen Felsen gelaufen und gekentert. Bei dem Unglück kamen 32 Menschen ums Leben.
AFP/ami/kpn/jak/wid
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