Schweizer Smartwatch am Handgelenk des Kingsman
Gestern hat TAG Heuer eine neue Version der Connected Watch und einen Marketingcoup präsentiert.
Vor etwas mehr als 15 Jahren machte Jean-Claude Biver den Filmagenten James Bond zum Omega-Träger. Nun macht er den Hauptdarsteller der Spionage-Reihe Kingsman (der zweite Teil kommt im September in die Kinos) zum Smartwatch-Träger. Aber dieses Mal sei alles 100 Prozent andersherum gelaufen als damals, erklärt der Uhrenmanager Redaktion Tamedia.
Dass ihm ein neuer Marketingcoup mit Hollywood gelungen ist, liess Biver bereits im März im Interview mit Redaktion Tamedia durchblicken. Als dann der Trailerdes neuen Films erschien, war klar, dass Eggsy, so der Name der Hauptfigur, eine Connected Watch aus La Chaux-de-Fonds trägt. Gestern nun standen der Uhrenboss und der Regisseur/Produzent/Autor Matthew Vaughn der Presse Rede und Antwort.
Keine mechanische Uhr
Als er den Agentenfilm schrieb, sei ihm ziemlich schnell klar geworden, dass die Uhr eine so wichtige Rolle spielen wird, dass sie als eigener Charakter durchgehen könnte, erklärte Vaughn. Im letzten Film trug sein Held noch eine mechanische Bremont-Uhr. Doch eine mechanische Uhr mit all den vorgesehenen Funktionen hätte einfach nur komisch ausgesehen – besonders wenn sie einen Computer hackt.
Es musste also eine Smartwatch sein. Da er schon als Kind die Seiko-Digitaluhren vom James Bond der Roger-Moore-Ära schrecklich fand, seien Samsung oder Apple nicht infrage gekommen. Er erinnerte sich an ein Bloomberg-Interview mit Biver über seine Schweizer Smartwatch. Ein Telefonat, und zwei Wochen später trafen sich die zwei in einem Londoner Restaurant.
Biver kannte Vaughn und die Kingsman vorher nicht. Rückwirkend sei der Anruf von Vaughn wie Weihnachten gewesen.
Bloss nicht «cheesy»
Auf die Frage, wie schwierig es denn sei, eine Uhr zu einem Charakter in einem Film zu machen, sodass nicht in erster Linie die Marketingabteilungen Freude haben, sondern dass sie ein Teil der Handlung wird, antwortete Vaughn: «Es muss organisch sein und ja nicht ‹cheesy›. Spass machen darf es aber natürlich auch. Nur billig darf es einfach nicht wirken.»
Erste unfertige Szenen, die Vaughn den anwesenden Journalisten zeigte, bestätigten diese Aussage. Tatsächlich war die Uhr eindeutig ein Nebendarsteller. Wenn man sich nicht für Uhren interessiert, kann man sie gut übersehen, und als TAG Heuer dürften sie sowieso nur Uhrenfans erkennen.
Goldige Sonderausgabe
Ob Biver mit dem Kingsman-Coup den Erfolg, den James Bond Omega beschert hat, wiederholen kann, wird sich zeigen, wenn der Film im September in die Kinos kommt. Passend dazu hat TAG Heuer gestern eine spezielle Version der Connected Watch (3650 Franken) mit Gravuren und Zifferblättern vorgestellt.
Spannender als die Uhr selbst, die sich nur in Nuancen von den anderen Smartwatches der Schweizer Firma unterscheiden, ist das Verkaufskonzept. Wie kürzlich IWC oder Omega setzt auch TAG Heuer auf das Internet als Vertriebskanal. So kann man die Kingsman-Version im Juli nur beim Onlinehändler Mr. Porter kaufen. Danach dürfte die Uhr aber auch in Ladengeschäften auftauchen.
Minimal bessere Verkaufszahlen
Übrigens äusserte sich Biver auch zu Verkaufszahlen der im Frühling lancierten zweiten Version der Connected Watch. Ohne genaue Zahlen zu nennen, sagte er, sie würde sich minimal besser verkaufen als das Vorgängermodell. Da das aber solch ein Überraschungserfolg gewesen sei, sei der nun natürlich schwer zu toppen.
Gespannt sein darf man darum auf das kleinere Modell der Smartwatch, das TAG Heuer für den Herbst versprochen hat. Gelingt es Biver, damit die Verkaufszahlen noch mal zu verbessern? Da das aktuelle Modell mit 45 mm nach kräftigen Handgelenken verlangt, könnte ein schlankeres Modell durchaus neue Kunden anlocken. Die zusätzliche Aufmerksamkeit durch den Kinofilm dürfte dem Marketingprofi Biver da gerade recht kommen.
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