Schweizer Universitäten rüsten sich gegen die SVP
Nach dem Angriff der SVP auf die Hochschulen beraten die Rektoren nun Gegenmassnahmen. Einem Artikel der «Weltwoche» attestiert ein Fachverein der Uni Zürich das «Niveau einer Schülerzeitung».

Die Rektoren der Schweizer Universitäten sind alarmiert über den drohenden SVP-Angriff auf die Hochschulen. Der Vorstand der Rektorenkonferenz (Crus) wird kommenden Donnerstag deshalb über geeignete Gegenmassnahmen beraten, wie Antonio Loprieno, Rektor der Universität Basel und Präsident der Rektorenkonferenz, gegenüber der Zeitung «Der Sonntag» bestätigt: «Wir beobachten den aufziehenden Diskurs mit grösster Sorge und haben das Thema traktandiert.»
Grund dafür sind Äusserungen von SVP-Nationalrat Christoph Blocher, der nach der Entlassung von Christoph Mörgeli als Konservator am Medizinhistorischen Institut der Universität Zürich angekündigt hat, seine Partei wolle jetzt die Hochschulen ins Visier nehmen. Blocher sprach von «links unterwanderten Fakultäten» und von einer «absolutistischen Intoleranz der Linken», die wieder «der Lehr- und Forschungsfreiheit Platz machen» müsse.
Stellungnahme für 8. November geplant
«Solche Äusserungen sind inakzeptabel und schaden dem Ruf der Schweizer Hochschulen», sagt Loprieno. Gemäss «Sonntag»-Recherchen beraten die Vorstandsmitglieder der Universitäts-Rektorenkonferenz kommende Woche über eine Resolution, in der die politische Unabhängigkeit der Schweizer Universitäten herausgestrichen und der politische Angriff der SVP verurteilt werden soll. Beschliessen soll die Stellungnahme die Plenumsveranstaltung aller Hochschuldirektoren am 8. November in Bern.
Loprieno sagt, es sei «schwierig» für die Universitäten, «politische Angriffe abzuwehren, ohne sich damit gleichzeitig dem Vorwurf auszusetzen, politisch Stellung zu beziehen». Traktandiert ist an der Sitzung auch die letzte «Weltwoche»-Titelgeschichte, die vor Professoren mit einer falschen, weil linken Gesinnung warnt. «Wir werden auch dieses Thema im Vorstand besprechen», sagt Loprieno, der die «Weltwoche»-Geschichte als «gelinde gesagt abstrus» und «absolut falsch» bezeichnet.
Universität stellt sich hinter Professoren
In einem offenen Brief lässt der Fachverein Soziologie an der Universität Zürich kein gutes Haar an der Berichterstattung: «Der Artikel erinnert inhaltlich an eine schlecht gemachte Schülerzeitung.» An keiner Stelle sei der ernsthafte Versuch unternommen worden, eine Kritik auszuüben, welche auch nur im Ansatz wissenschaftlichen Kriterien genüge.
Der Fachverein stört sich zudem daran, dass die Wochenzeitschrift explizite Warnhinweise gegen einzelne Professoren ausgesprochen hat: «Wir möchten uns mit Nachdruck mit den angegriffenen Professorinnen und Professoren solidarisieren und rufen alle Studenten auf, ihre Lehrveranstaltungen weiterhin nach eigenen Interessenschwerpunkten auszuwählen.» Einige der in der Geschichte genannten Professoren überlegen sich gemäss dem «Sonntag», beim Presserat Beschwerde einzureichen.
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