Schwere Vorwürfe an libysche Rebellen
Ein Bericht von Amnesty International beschuldigt die Rebellen illegaler Tötungen und der Folter. Die Nato geht den Aufständischen beim Sturm auf Ghadhafis letzte Bastionen tatkräftig zur Hand.
Nato-Kampfflugzeuge haben nach Angaben des Bündnisses eine Reihe von Zielen in den noch von Gaddafi-treuen Einheiten gehaltenen Städten Libyens angegriffen. Dabei seien gestern eine Radarstation, 13 Boden-Luft-Raketensysteme und Abschussvorrichtungen, ein gepanzertes Fahrzeug und zwei Kommandofahrzeuge nahe Sirte, der Heimatstadt des früheren libyschen Machthabers Muammar Ghadhafi, getroffen worden, teilte die Nato heute mit.
In der Nähe der Wüstenstadt Sabha im Süden des Landes seien ausserdem sechs Panzer und zwei gepanzerte Kampffahrzeuge zerstört worden. Beide Städte sowie der Ort Bani Walid werden noch immer von Ghadhafi-Kämpfern gehalten. Eine am Freitag begonnene Offensive der ehemaligen Rebellen auf Bani Walid ist angesichtes des Widerstands der Ghadhafi-Anhänger ins Stocken geraten.
Flüchtlinge in Kampfgebiet gestrandet
Bei ihrem Kampf gegen die Herrschaft Ghadhafis machten sich laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International auch Anhänger der ehemaligen Rebellen rechtswidriger Tötungen und Folter schuldig. Die Verbrechen, die Ghadhafi-Truppen begangen hätten, seien zwar grösser und die Liste länger, dennoch seien die Verbrechen der früheren Rebellen nicht unerheblich, heisst es in dem heute Dienstag veröffentlichten Bericht. Darin werden auch Übergriffe gegen Afrikaner aus Ländern südlich der Sahara angeprangert.
Über 3000 meist aus dem südlicheren Afrika stammende Migranten stecken nach Informationen der Internationale Organisation für Migration (IOM) in einem Lager nahe der umkämpften Stadt Sabha fest. Ihnen drohe die Nahrung auszugehen, warnte die IOM heute in Genf. Sprecherin Jemini Pandya sagte, das Aufnahmezentrum verfüge auch weder über fliessendes Wasser noch über Strom. Aus der Stadt sei ausserdem Maschinengewehrfeuer gemeldet worden, und die Sicherheitslage verschlechtere sich. Die IOM versuche einen Korridor einzurichten, durch den die Flüchtlinge aus Sabha herausgebracht werden können.
Jalill spricht in Tripolis
In Tripolis versuchte der Präsident des Nationalen Übergangsrats, Mustafa Abdul Dschalil, gestern Abend, das Land wieder in Richtung Normalität zu steuern. Vor Tausenden Libyern rief er in einer Ansprache in Tripolis zur Schaffung eines demokratischen Staates auf Basis des islamischen Rechts mit starken zivilen Institutionen auf. Die Ansprache war die grösste öffentliche Versammlung von Anführern der Revolution seit der Erstürmung der Hauptstadt Tripolis. Die Mitglieder des Nationalen Übergangsrats, der neuen Führung Libyens, sind im Laufe der vergangenen Woche von Bengasi nach Tripolis gereist, um mit der Bildung einer neuen Regierung zu beginnen.
China teilte einen Tag nach der Anerkennung des Übergangsrats mit, das Gremium habe versprochen, alle noch mit der Regierung Ghadhafi geschlossenen Verträge zu respektieren. Aussenministeriumssprecherin Jiang Yo sagte heute in Peking, der Nationale Übergangsrat habe gesagt, er werde alle existierenden bilateralen Verträge anerkennen.
Ghadhafi-Generäle beantragen Asyl
Unterdessen verhandeln offenbar drei ranghohe Generäle der Ghadhafi-Streitkräfte in Niger die Anerkennung als politische Flüchtlinge. Das teilte ein an den Gesprächen beteiligter Vertreter der nigrischen Stadt Agadez mit. Dort hielt sich demnach noch immer Ghadhafis Sohn Al-Saadi auf.
Die Generäle trafen gestern Abend in der Hauptstadt Niamey ein. Bei ihrer Ankunft hätten Mitglieder der Kolonne ihre Waffen abgeben müssen, sagte der Gewährsmann. Führer der Volksgruppe der Tuareg drängen die nigrische Regierung demnach, einer offiziellen Aufnahme der früheren Ghadhafi-Getreuen zuzustimmen.
sda/AFP/ami
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