Schwimm, Bad!
Ende des 19. Jahrhunderts trieben in Zürich auf See und Limmat zehn Badeanstalten. Manche Bijous wünscht man sich zum Start der Badesaison zurück.
Es zog sie schon immer zum Wasser hin, die Zürcherinnen und Zürcher. Baden gehört seit je zum Stadtleben, wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt. Selbst ein Schwimmverbot im Jahr 1525 konnte sie nicht davon abhalten. Damals wagten Mutige kühne Sprünge von Brücken ins Wasser. Das Spektakel lockte 1568 so viele Schaulustige an die Limmat, dass ein Teil des Geländers der Rathausbrücke einstürzte und einige Zuschauer unfreiwillig baden gingen.
Die erste Badeanstalt der Stadt gab es erst 1804 in der Nähe des Bellevues. Sie war Buben vorbehalten und nur an Sommerabenden während vier Stunden geöffnet, schwimmen war nur unter Aufsicht gestattet. Frauen nutzten zu jener Zeit während der Nächte die Brunnen als Bad – sehr zum Ärger der Sittenwächter.
Die erste Frauenbadi musste schon im zweiten Jahr vergrössert werden.
1837 erhielt der Stadtrat einen mehrfach unterzeichneten Brief mit der Bitte «um Einrichtung einer zweckmässigen Badeanstalt für das weibliche Geschlecht». Noch im selben Jahr veranlasste er den Bau der ersten Frauenbadi beim Bauschänzli. Die «Badehütte für Frauenzimmer» verfügte über ein Bassin von 5 mal 3,5 Meter sowie 11 Kabinen. Bereits im Folgejahr musste sie auf die doppelte Grösse erweitert werden.
Die Stadtoberen stellten bald fest, dass auf dem Wasser treibende Holzbauten als Freibäder zweckdienlich waren, weil sie sich im Bedarfsfall leicht verschieben liessen. Zehn solche schwimmenden Badis gab es ab 1858 am Seeufer und bei der Limmatmündung. Bis auf das Frauenbad Stadthausquai und das Seebad Utoquai sind inzwischen alle wieder verschwunden.
Der Föhn versenkte die Männerbadi
Eine davon war die Männerbadi am Bürkliplatz. Der Stadtrat liess sie 1883 nach Plänen aus Triest bauen. 1964 setzte sie ein Föhnsturm auf Grund: Die Schwimmkörper füllten sich mit Wasser, die Badi sank. Die Stadt stellte zwar einen Ersatz in Aussicht, gebaut wurde dieser aber nie. Für immer verschwunden ist auch das Frauenbad beim Mühlesteg mitten in der Limmat mit 64 Kabinen, 21 Umkleidenischen und 2 Toiletten. Nach 60 Jahren Betriebszeit wurde die beliebte Badi 1950 beim Neubau der Bahnhofsbrücke abgebrochen.
Gleich zwei Schwimmbäder standen ab 1888 der Bevölkerung in der Enge offen: Jenes für die Männer schwamm vor dem Arboretum im See, das für die Frauen auf der Höhe des Belvoirparks. 1959 musste das marode Frauenbad der Gartenbau-Ausstellung weichen. 1960 baute die Stadt anstelle des Männerbads das heutige Seebad Enge.
Seebad ohne Schnickschnack
Auch die Badi Utoquai ist ein Ersatzbau: Die ehemalige Badeanstalt Riesbach wurde 1887 wegen Arbeiten an den Quaianlagen abgerissen. Mit dem ursprünglichen Bau von 1890 hat das heutige Uto nicht mehr viel gemeinsam. Es fehlen zum Beispiel die verspielten Zuckerbäckertürmchen. Den zahlreichen Stammgästen dürfte dies egal sein. Sie freuen sich auch ohne derlei Schnickschnack auf die Sommertage im Seebad – und davon dürfte es gemäss offizieller Böögg-Prognose 2017 viele geben.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch