Seco senkt Prognose für die Schweizer Wirtschaft deutlich
Das BIP-Wachstum wird durch grosse Unsicherheit gebremst. Die Experten gehen daher nur noch von einem Plus von 0,8 Prozent aus.

Die schwächelnde Weltwirtschaft und die allgemein grosse Unsicherheit bremsen laut den Ökonomen des Bundes die Schweizer Wirtschaft. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat seine Prognose für das Schweizer Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr deshalb etwas gesenkt.
Neu geht das Seco für das Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) von einem Plus von 0,8 Prozent aus, nachdem es im Juni noch ein Plus von 1,2 Prozent vorhergesagt hatte. Unverändert auf 1,7 Prozent wird hingegen die Prognose für das Folgejahr 2020 belassen.
Weniger Impulse aus dem Ausland
Von der Auslandnachfrage seien im Prognosehorizont etwas geringere Impulse zu erwarten als noch in der letzten Prognose veranschlagt, meint das Seco laut Mitteilung vom Dienstag. So mehrten sich etwa beim wichtigen Handelspartner Deutschland die Hinweise auf ein schwaches zweites Halbjahr, worunter vor allem die konjunktursensitiven Branchen der Exportwirtschaft (Metall- und Maschinenindustrie) litten. Und die Aufwertung des Frankens der vergangenen Monate bremse die Ausfuhren zusätzlich.
Aber auch für die Binnenkonjunktur hätten sich die Aussichten eingetrübt. Aufgrund der rückläufigen Auslastung der Produktionskapazitäten, der schwachen Auftragseingänge und der grossen Unsicherheit dürften die Unternehmen in naher Zukunft trotz günstiger Finanzierungsbedingungen nur zaghaft in Ausrüstungen investieren, heisst es.
Für die Bauinvestitionen ist laut Seco ebenfalls eine verhaltene Entwicklung zu erwarten: Steigende Leerstandsziffern und sinkende Baubewilligungen würden zumindest im Hochbau auf eine gewisse Sättigung des Marktes hindeuten.
Demgegenüber erwarten die Seco-Ökonomen für den Konsum eine Fortsetzung des moderaten Wachstum der ersten Jahreshälfte, getragen von der immer noch günstigen Lage am Arbeitsmarkt. 2019 dürfte die Beschäftigung weiter solide wachsen, hauptsächlich im Dienstleistungssektor, und die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt bei tiefen 2,3 Prozent liegen.
Abwärtsrisiken überwiegen
Wie üblich betont das Seco aber auch die Risiken im Hinblick auf die eigene Prognose - und die sind sehr zahlreich. «Für die Weltkonjunktur überwiegen die Abwärtsrisiken deutlich», schreibt das Seco denn auch in seiner Mitteilung. Da ist einmal der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der sich zuletzt erneut verschärft habe. Die politische Unsicherheit sei zudem weiterhin hoch. Genannt wird hier etwa der Brexit, aber auch das Verhältnis der Schweiz zur EU (Stichwort Rahmenabkommen).
Ein ungeordneter Brexit hätte erhebliche bremsende Effekte auf die europäische Konjunktur und damit indirekt auf die Schweiz, so das Seco. Und eine Verschlechterung des Verhältnisses der Schweiz mit der EU könnte die Standortattraktivität und die Investitionsbereitschaft in der Schweiz beeinträchtigen.
Und angesichts der Verunsicherung sowie der fragilen Lage in einigen Schwellenländern wie beispielsweise Argentinien sei auch das Risiko von Finanzmarktturbulenzen zuletzt angestiegen. Der Aufwertungsdruck auf den Franken könnte entsprechend zunehmen, mit entsprechenden bremsenden Effekten auf die Exportwirtschaft. Und nicht zuletzt bleibe das Risiko einer starken Korrektur am heimischen Immobilienmarkt weiter bestehen.
CS kappt Wachstumsprognose
Auch die Credit Suisse (CS) senkt ihre Prognose für das Schweizer Wirtschaftswachstum im laufenden und im nächsten Jahr. Ein Abgleiten in die Rezession sei allerdings nicht zu erwarten, da der Konsum robust bleibe und die tiefen Zinsen sich positiv auf die Bauinvestitionen auswirken sollten.
Neu rechnen die Ökonomen der Grossbank mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,1 Prozent in diesem Jahr und mit 1,4 Prozent im kommenden Jahr 2020. Bisher waren sie von 1,5 bzw. 1,8 Prozent ausgegangen.
Eine Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) diese Woche anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung erwarten die CS-Ökonomen trotz der Massnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) von letzter Woche nicht.
Die SNB werde am Devisenmarkt intervenieren, wenn der Aufwertungsdruck auf den Franken zu stark werden sollte. Ein zwischenzeitliches Absinken des Euro-Franken-Wechselkurses auf 1,05 sei wegen der Eigenschaften des Frankens als «sicherer Hafen» dabei durchaus realistisch, glauben sie.
SDA/red
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