Segnes-Hüttenwart sah Absturz: «Es hat keine 15 Sekunden gedauert»
Um 16.57 Uhr am Samstag hört Raini Felder die Ju-52 im Anflug. Dann geht alles sehr schnell, wie er Redaktion Tamedia erzählt.

Am Nachmittag hat Raini Feldner manchmal etwas Zeit für sich. Der 53-Jährige setzt sich dann hinter seine Hütte auf dem Segnespass und blickt hinunter nach Flims. Manchmal fliegen direkt davor die Flugzeuge vorbei. Auch an diesem Samstag. Es ist 16.57. Und die Ju-52 ist im Anflug.
Felder ist in seiner Hütte. Er hört das laute Brummen in der Ferne. Seine Mitarbeiterinnen draussen sehen das Blech funkeln. Dann die Maschine. Sie fliegt Richtung Norden. Am Martinsloch vorbei. Anstatt über den Grat zu fliegen, geht das Flugzeug in eine scharfe Kurve. Felder rennt nach draussen. Die Ju-52 kippt unvermittelt in den Sturzflug. Ein dumpfer Einschlag. Das Flugzeug prallt senkrecht auf dem Hochplateau unter dem Martinsloch auf. «Als hätte man ein Lot aufgestellt», sagt Feldner. Anflug, Kurve, Absturz. «Es hat keine 15 Sekunden gedauert.»
«Manchmal prosten wir den Leuten von der Terrasse aus zu»
Raini Feldner ist Hüttenwart auf dem Segnespass. Am Samstag ereignete sich unweit seiner Hütte das schwerste Schweizer Flugunglück seit 17 Jahren. Als an der Flanke des Piz Segnas eine Ju-52 zerschellte und 20 Menschen ihr Leben liessen.
Video: Trümmer werden vom Absturzort abtransportiert
Vor elf Jahren nahm Feldner hier auf 2627 Metern über Meer den Betrieb auf. Die Flugzeuge kommen auf dieser Höhe – und für den Blick durchs Loch. «Manchmal prosten wir den Leuten von der Terrasse aus zu», sagt Feldner.
«Einige komische Manöver»
In den letzten Monaten sei das Flugaufkommen um den Segnespass und das Martinsloch enorm gewesen, sagt der Hüttenwart. «Da hat man auch das eine oder andere komische Manöver beobachten können.» Allerdings waren meist kleinere Sportflugzeuge involviert, die plötzlich hochziehen mussten oder in scharfe Kurven abdrehten. Dass eine Ju ein Problem hatte, das habe er nie vorher erlebt, sagt Feldner. Am Samstag war vor der Unglücksmaschine bereits eine andere Ju durchgekommen. «Problemlos.»

Nachdem das Flugzeug am Samstag eingeschlagen hatte, alarmierte Feldner die Rettungskräfte. Dann machte er sich auf den Weg zur Absturzstelle. Vor ihm liefen bereits vier Ärzte, die in der Hütte zu Gast waren, los. Die fünf Minuten hinunter zum Muletg da Sterls, auf das Plateau, wo das Flugzeug lag. Sie waren die Ersten vor Ort, sahen das Wrack aus der Nähe. Der Benzingeruch, er geht seither nicht mehr aus der Nase. Das ganze Wochenende über unterstützte der Hüttenwart die Bergungscrews. Verarbeitet hat er das Unglück noch nicht. Dazu blieb keine Zeit. Die Ju-52 flog aufs Martinsloch zu. «Dann kippte sie einfach vom Himmel.»
Bilder: Der Absturz der Ju-52 oberhalb von Flims
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