
Zu den Anlässen, die in Frankreich zum Streit übers muslimische Kopftuch führen, gehören Familienpicknicks am Strand ohne Bikini. 2016 ordnete Nizzas Bürgermeister Freizügigkeit für Badende an – also ein Verbot von Burkinis. Dieses Frühjahr verhinderten wütende Franzosen, dass der Sportartikelhersteller Decathlon ein Stretch-Kopftuch ins Sortiment aufnahm. Die radikalen Aktivitäten, die dadurch unterbunden wurden: Frauen spielen Fussball oder gehen joggen.
Die neueste Variante des Streits: Dürfen Mütter, die ihr Haar bedecken, ihre Kinder auf Schulausflüge begleiten? Frankreichs Bildungsminister findet: lieber nicht. Denn das Stück Stoff symbolisiere die Unterdrückung der Frau und die Abkehr von den Werten der Republik.
Die aktuelle Debatte entbrannte im Regionalparlament Burgund, als der Abgeordnete Julien Odoul vom Rassemblement National (der Nachfolgepartei des Front National) vor ein paar Tagen in einer laufenden Sitzung medienwirksam eine Frau aufgefordert hat, ihr Kopftuch abzulegen. Die Mutter war als Begleitperson mit der Klasse ihres Sohnes bei einem Ausflug dabei. Mitten in die daraufhin anhebende hitzige Diskussion kam es nun in einer Feuerwehreinheit in Creil nördlich von Paris zu einer ähnlichen Situation. Ein Feuerwehrmann hat dort den Besuch einer Schulklasse abgebrochen, weil eine begleitende Schülermutter ihr muslimisches Kopftuch nicht ablegen wollte.
Entlarvend ist, wie egal das Kopftuch ist, wenn es Frauen tragen, die Büros putzen oder als Kindermädchen auf den Pariser Nachwuchs aufpassen. Im Niedriglohnsektor darf jeder tragen, was er will. Zum Politikum wird das Kopftuch erst, wenn die Frauen, die es tragen, das wollen, was sie angeblich gar nicht können: sich selbstbewusst als Teil der Gesellschaft zeigen.
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Selbstbewusst mit Kopftuch in Frankreich
Wieder diskutiert das Land über das Stück Tuch. Entlarvend ist, dass es nur dann stört, wenn selbstbewusste Frauen es tragen.