Servette erzwingt Finalissima
Leidenschaftliche Genfer ringen den SCB 2:1 nieder, damit muss Spiel 7 morgen entscheiden.
Anfang Woche hatte der SCB wie der sichere Meister ausgesehen. Servette war angeschlagen und lag in der Finalserie 1:3 zurück, alle Vorteile gehörten den Bernern, die erstmals in der Playoff-Ära den Titel zu Hause einfahren wollten. Das können sie immer noch - morgen in der PostFinance Arena. Doch nach zwei verpassten Meisterpucks dürfen nun auch sie nicht mehr verlieren. Am Dienstag (2:3) wie nun auch beim 1:2 gestern erinnerten sie an einen Tennisspieler, der Angst vor dem Sieg hat, der plötzlich das «Zitterhändchen» bekommt. Sie haben auf der Zielgeraden ihre Tugenden vergessen, spielen nun wie der SCB der erfolglosen letzten Playoff-Jahre.
Der dritte Genfer Sieg ging völlig in Ordnung, weil Servette bissiger, entschlossener, gradliniger war. Der SCB hatte es einem starken Bührer zu verdanken, dass er überhaupt so lange auf den Sieg hoffen durfte. Als es nach zwei Dritteln 1:1 stand, war klar, dass das nächste Tor wohl entscheiden würde. Und Rubin erzielte es in der 55. Minute auf glückhafte Weise: Der Genfer Flügel lenkte einen Schuss Bezinas mit dem Schlittschuh durch die Beine Bührers, und das Schiedsrichterduo Reiber/Kurmann nahm sich danach Zeit, alle möglichen TV-Bilder zu konsultieren. Die Unparteiischen waren sich der Bedeutung bewusst, nach bangen Minuten entschieden sie schliesslich auf Tor.
Der SCB raffte sich danach nochmals auf, Furrer kam noch zu einer guten Chance, doch Stephan war nicht mehr zu bezwingen. Dann liefen die letzten Sekunden ab, und durch die Arena brauste tosender Applaus. Der euphorisierte Genfer Anhang feierte den Sieg wie einen Meistertitel, die Spieler kehrten später nochmals in der Unterwäsche aufs Eis zurück, um sich den Ovationen zu stellen.
Überragender Bezina
Die Frage ist nun, wer mit seinen Emotionen besser umzugehen weiss. Der SCB ist immer noch zu favorisieren, wenn er zum «SCB-Hockey» zurückfindet. Auf den Heimvorteil können sich die Berner aber nicht verlassen. Der half Kloten im letzten Frühjahr in der Finalissima gegen Davos (1:2) auch nichts.
Dass es zum dritten Mal innert vier Jahren zu einem siebten Finalspiel kommt, spricht für die Ausgeglichenheit in der Liga. Und dass gestern nicht zum ersten Mal die Schweizer die dominierenden Figuren waren, für das hiesige Schaffen. Überragend war Bezina, der Siegtorschütze von Spiel 5, der alle Gegner wegpflügte und in der 28. Minute in doppelter Überzahl zum 1:1 ausglich.
Heute Urteil gegen Salmelainen
Beim SCB waren Josi und Plüss noch die Besten, die Vorkämpfer Vigier und McLean waren kaum zu sehen, Dubé und Gamache sowieso nicht. Und dass bei Servette die Lausanner Leihgabe Banham spielte, merkte wohl niemand. Einzelrichter Reto Steinmann entscheidet heute, ob der gesperrte Salmelainen in Bern dabei sein kann. Der Finne hat sich bei Froidevaux mit einer Message auf der Combox für seine Attacke gegen den Kopf entschuldigt und hofft auf einen strafmildernden Effekt.
Doch die Genfer Aufholjagd in der Finalserie hat ohnehin gezeigt: Entscheidend ist nicht so sehr, wer spielt, sondern mit welcher Leidenschaft man dies tut. Dass der SCB am Samstag mit dem Rücken zur Wand steht, könnte beim Favoriten nochmals zusätzliche Emotionen und Kräfte freimachen. Kein Durchkommen für SCB-Kanadier Roche gegen Servette-Goalie Stephan und Déruns - trotz gebrochenem Stock des Genfer Topskorers. Foto: Gillieron (Key)
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