Sextourismus: Schweizer Reisende sollen Verdacht auf Kindesmissbrauch melden
Schweizer Touristen sollen im Ausland stärker auf Fälle sexueller Ausbeutung von Kindern achten. Der Bund will mit einer neuen Kampagne dafür sensibilisieren.
Wer während einer Reise Beobachtungen macht, die auf Fälle von sexueller Ausbeutung von Kindern hindeuten, soll dies künftig den Behörden melden. Diesen Aufruf richtet der Bund in einer gemeinsamen Kampagne mit Deutschland und Österreich an die Öffentlichkeit.
Wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilt, soll das Netz zum Schutz von Minderjährigen enger geknüpft werden. Einen Beitrag leisten sollen sowohl Reisende als auch Mitarbeitende der Tourismusbranche.
In einem Video werden sie aufgefordert, künftig genau hinzuschauen. «Wir können sexuellen Missbrauch verhindern, wenn wir nicht wegsehen», sagte der stellvertretende Seco-Direktor Eric Scheidegger vor den Medien.
Online-Meldeformular
Damit es einfacher wird, Verdachtsfälle den Strafverfolgungsbehörden zu melden, entwickelte das Bundesamt für Polizei (Fedpol) zusammen mit der Fachstelle gegen Kinderprostitution der Stiftung Kinderschutz Schweiz das weltweit erste Online-Meldeformular.
Die Einträge können unter der Adresse www.stopchildsextourism.ch vorgenommen werden. Um Missbräuche zu verhindern, dürfen Mitteilungen nicht anonym deponiert werden.
Meldungen, die über das Schweizer Portal eingehen, werden vom Fedpol gesichtet, sortiert und ausgewertet. Fundierte und sachdienliche Informationen werden anschliessend von der Bundeskriminalpolizei an die zuständigen Kantonspolizeien oder bei internationalen Fällen an Interpol und Europol weitergeleitet.
Erst ein Dutzend Meldungen eingegangen
Seit Aufschaltung des Formulars im Jahr 2008 sind erst ein Dutzend Meldungen eingegangen. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Website noch zu wenig bekannt ist.
Bislang wüssten viele Touristen nicht, an wen sie sich mit ihren Beobachtungen wenden sollten, sagte Matthias Leisinger von der Organisation TheCode.org. Ziel der Organisation ist es, den von der Tourismusbranche zusammen mit Kinderschutzorganisationen ausgearbeiteten Child-Protection Code noch besser in der Branche zu verankern.
Die Präsidentin der Stiftung Kinderschutz Schweiz, Jacqueline Fehr, sieht einen weiteren Grund im Umstand, dass die Menschen unsicher seien, wie mit dem Problem umgegangen werden soll. Der Schritt sei gross, einen Fall zu melden.
Verantwortung übernehmen
Die vom Seco zusammen mit den deutschen und österreichischen Wirtschafts- und Familienministerien geführte Sensibilisierungskampagne soll deshalb laut Fehr auch dafür sorgen, dass die Menschen zur Überzeugung gelangen, mit einer Meldung richtig zu handeln. Melden sei Verantwortung übernehmen und nicht denunzieren.
Gemäss Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO werden heute ständig rund zwei Millionen Kinder sexuell ausgebeutet. Der Geschäftsumsatz der kommerziellen sexuellen Ausbeutung wird vom UNO-Kinderhilfswerk Unicef auf jährlich 20 Milliarden Dollar geschätzt.
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