Shafik als «Wendehals» angeprangert
In Kairo haben sich auf dem Tahrir-Platz etwa 5000 Menschen versammelt und gegen Mubarak-Mann Shafik protestiert. Frauen demonstrierten gegen sexuelle Belästigung – und wurden angegriffen.

Aus Protest gegen die Präsidentschaftskandidatur des ehemaligen ägyptischen Regierungschefs Ahmed Shafik sind am Freitag in Kairo 5000 Menschen auf die Strasse gegangen. Sie protestierten zugleich gegen die als zu milde empfundenen Urteile im Prozess gegen den Clan des früheren ägyptischen Staatschefs Hosni Mubarak. Auf dem Tahrir-Platz im Zentrum der Hauptstadt prangerten die Demonstranten Shafik, der unter Mubarak Ministerpräsident war, als «Wendehals» an. In einem inszenierten Verfahren gegen Mubarak und seine Clique auf dem Tahrir-Platz wurden die Angeklagten zum Tod verurteilt, während das Publikum rief: «Gott ist gross».
Gewalt gegen Frauen
Am Rande der Demonstration griffen hunderte Männer Frauen an. Diese demonstrierten gegen sexuelle Belästigung. Augenzeugen berichteten am Freitag, der Mob habe zahlreiche Männer überwältigt, die zum Schutz der Protestaktion dort gewesen seien. Der Angriff habe mehrere Minuten gedauert. Einige der Angegriffenen hätten schliesslich in ein nahegelegenes Gebäude flüchten können.
Auf dem Tahrir-Platz, dem zentralen Ort der Proteste in der ägyptischen Hauptstadt, kommt es nahezu täglich zu Fällen sexueller Belästigung. «Das Volk will den sexuellen Störenfrieden die Hand abhacken», hatten die Frauen für ihre Aktion auf Schilder geschrieben.
Präsidentschaftswahlen am nächsten Wochenende
Am nächsten Wochenende steht eine Stichwahl zwischen dem säkularen Ex-Minister Shafik und dem Muslimbruder Mohammed Mursi an. Im ersten Wahlgang hatte kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht. Ein Urteil darüber, ob Shafiks Kandidatur rechtmässig ist, steht noch aus. Das inzwischen von Islamisten dominierte Parlament hatte ein Gesetz verabschiedet, das Spitzenfunktionäre des alten Regimes zehn Jahre lang vom politischen Leben ausschliesst.
Shafik, der bei der Stichwahl am 16. und 17. Juni gegen den Muslimbruder Mohammed Mursi antritt, verkündete auf einer Pressekonferenz, im Fall seines Sieges werde er die Meinungs- und Versammlungsfreiheit gewährleisten. Die Muslimbruderschaft wolle dagegen eine «unterwürfige Jugend». Mubarak war am vergangenen Samstag wegen tödlicher Gewalt gegen Demonstranten Anfang 2011 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht verurteilte auch seinen früheren Innenminister Habib al-Adli wegen der Vorfälle zu lebenslanger Haft. Sechs ehemalige Sicherheitschefs wurden hingegen freigesprochen.
Beim gewalttätigen Vorgehen gegen die Demonstranten waren Schätzungen zufolge etwa 850 Menschen getötet worden. Die damaligen Demonstrationen drängten Mubarak im Februar 2011 zum Rückritt. Seitdem wird Ägypten von einem Militärrat regiert, gegen den sich die Wut der Demonstranten ebenfalls richtet.
AFP/sda/dapd/mw
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