Superfood aus GambiaSie bringen afrikanisches Zauberpulver nach Zürich
Sarah Diack und Anna Zwald sind begeistert von der Baobab-Frucht. Das Pulver des Affenbrotbaumes ist reich an Vitamin C und gesund. Porträt einer Firma, die sich dem Social Business verschrieben hat.

Diese Geschichte beginnt vor drei Jahren im Café der Bäckeranlage. Sarah Diack verkauft dort Baobab-Drinks. Kaum jemand hat bisher von diesem «Zaubertrank» gehört, der Fruchtfleisch des Baobab-Baumes enthält. Doch wer einmal einen Drink gekauft hat, kommt immer wieder im Café vorbei.
Die Frucht des Affenbrotbaumes, wie er auch genannt wird, ist voller Antioxidantien, enthält zehnmal mehr Vitamin C als eine Orange, zehnmal mehr Ballaststoffe als ein Apfel sowie hohe Anteile an Kalzium, Zink oder Magnesium. Ein perfektes Superfood, das seit Jahrtausenden in Afrika wächst. Es stärkt nicht nur das Immunsystem und eignet sich als Sportlernahrung, sondern peppt auch die tägliche Küche auf. Ob im Müesli, in Saucen oder Smoothies – Baobab ist eine wahre kulinarische Entdeckung, schmeckt süss-säuerlich und leicht nach Vanille.
Die Baobab-Drinks in der Bäcki bilden den Start der «Bao Shared Trade Project GmbH». Unter dem Namen Bao vertreibt das Start-up nicht nur das Pulver des Fruchtfleisches, sondern auch eine Naturkosmetiklinie mit selbst gepresstem Baobab-Öl. Mittlerweile ist die Ökonomin Anna Zwald als Partnerin eingestiegen. «Ich habe noch nie von einem Baum gehört, der so viele Eigenschaften in sich vereint wie der Baobab», sagt sie. «Die Chance, die Frucht in der Schweiz zugänglicher zu machen, wollte ich mir nicht entgehen lassen.» Sarah Diack, die wir Anfang April für ein Outdoorgespräch im Kreis 4 treffen, reiste bis zur Corona-Krise regelmässig nach Gambia. Sie hat schon dort gelebt und kann auf ein grosses Netzwerk zurückgreifen.
Die ganze Lieferkette im Blick
«Wir machen Shared Trade, also Social Business, auf Augenhöhe, nicht einfach Fair Trade», betont die Juristin. So haben auch Leute aus Gambia beim Projekt investiert. «Um allen Beteiligten faire Bedingungen zu garantieren», sagt Diack, «bedienen wir die ganze Lieferkette von der Ernte über die handwerkliche Verarbeitung der Fruchtstückchen zu Pulver in Gambia bis hin zum Abpacken in Zürich.» Gerade das Fruchtpulver verkaufe sich derzeit so gut wie nie. «Die Leute haben momentan ein riesiges Bedürfnis nach naturbelassenen Produkten und wollen ihr Immunsystem stärken», sagt Diack. Das komme der Baobab-Frucht jetzt zugute: Genetisch seit Jahrtausenden unverändert, wird die wild wachsende Frucht im Rhythmus der Natur geerntet; sie dehydriert vollständig am Baum und kann dadurch all ihre Inhaltsstoffe über lange Zeit konservieren.
Nicht ohne Grund wird der Baobab in Afrika Lebensbaum genannt. Er überlebt Buschbrände und vermag bis zu 140’000 Liter Wasser im Stamm zu speichern, das durstige Menschen und Tiere in Trockenzeiten anzapfen können. Sarah Diack zeigt Fotos, auf denen man sieht, wie die pelzigen Früchte wie Laternen vom Baum hängen. In ihrem Innern verbergen sich poröse, cremeweiss Stückchen, die man in Afrika wie Bonbons lutscht. Aus ihnen entsteht das Pulver.

Ein Grund, warum bisher nur wenige Menschen ausserhalb Afrikas die Affenbrotbaumfrüchte kennen, dürfte die Tatsache sein, dass sich die Pflanze nicht für den Turbo-Anbau eignet. So dauert es 40–60 Jahre, bis ein Baum erstmals Früchte trägt. Sarah Diack hat an Foodmessen schon oft mit Interessenten gesprochen. «Als die hörten, wie langsam die Früchte wachsen, versiegte das Gespräch schnell.» Kommt dazu, dass die meisten Bäume auf der Allmende stehen und im Besitz von Dorfgemeinschaften sind. Wer mit dem Produkt arbeiten will, muss mit der Dorfgemeinschaft kooperieren. Alfu, Sarah Diacks Geschäftspartner, koordiniert die Ernte und Verarbeitung der Baobab-Früchte in zwei gambischen Dörfern.
1000 junge Baobabs gepflanzt
Obwohl sie regelmässig nach Gambia reise, sei vieles eine Herkulesaufgabe, sagt Sarah Diack. Ein Hilfscontainer mit Kleidung von der Schweiz nach Gambia zu schicken, sei kein Problem. «Aber versuchen Sie mal, eine Ladung Baobab von Gambia in die Schweiz zu schicken.» Da brauche es lange Verhandlungen, Telefonate mit Behörden und Spediteuren, weil da zwei Mentalitäten aufeinandertreffen, die sich oft zuwiderlaufen. Trotz den logistischen Herausforderungen, betont Sarah Diack, bereite das Projekt dem gambisch-schweizerischen Team unglaublich viel Freude. Und damit die spätere Generation auch etwas davon haben wird, hat das Team in Gambia letzten Winter 1000 neue Baobab-Bäume gepflanzt.
Bao-Produkte sind unter anderem im Bachser Märt
(Badenerstr. 171) oder in der Nature-First-Apotheke (Albisriederplatz 3)
erhältlich sowie über www.baobabpower.ch. (100 gr. Baobab-Pulver kosten 17.90 Fr.)

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