Sie haben die Langsamkeit zur Maxime erhoben
Spain gilt als Mitbegründerin des Genres Slowcore. Seit Josh Haden die Band wiederbelebt hat, geht sie stilistisch neue Wege.

Es gibt Bands, die gelten als stilprägend – ohne dass sie selbst das bewusst vorangetrieben hätten. Dass sie es aber waren, merkt man erst, wenn sie lange weg waren. So verhält es sich mit Spain aus Los Angeles, die sich Anfang der 1990er-Jahre formierten und mit Weggefährten wie Mazzy Star oder Low den Stil Slowcore entwickelten: Die Langsamkeit wurde zur Maxime erhoben, man liess sich Zeit und gab sich gerne sanft und melancholisch.
Dann löste sich die Band zu Beginn der Nullerjahre auf, und ihr Kopf und Bassist Josh Haden verlegte sich aufs Bücherschreiben. Ab 2007 kehrte er auf die Konzertbühnen zurück, doch es dauerte weitere fünf Jahre, bis mit «The Soul of Spain» neues Material erschien. Dabei gilt Haden als Vielschreiber: «Ich bin konstant am Komponieren und Texte schreiben, ich könnte jede Woche ein Album veröffentlichen.» So erstaunt es nicht, dass die Reinkarnation von Spain in erster Linie ein Einmannprojekt von Josh Haden mit wechselnden Mitmusikern ist.
Es ist aber auch ein Familienprojekt, denn die Musik begann bei den Hadens schon in der Kinderstube: Joshs verstorbener Vater war der berühmte Jazz-Bassist Charlie Haden, seine Drillingsschwestern sind als The Haden Triplets in Country und Folk unterwegs und wurden von Josh bei Spain immer wieder miteinbezogen. Petra Haden ist auf der aktuellen Tour als Violinistin und Background-Sängerin mit dabei.
«Ich möchte, dass man nie genau weiss, was einen an einem Spain-Konzert erwartet.»
Mit dieser zweiten Ausgabe von Spain hat Josh Haden auch seine Musik weiterentwickelt. Seine Songs verschreiben sich nicht mehr nur der Melancholie, und auch das Tempo variiert mehr als in den alten Slowcore-Tagen. «In Nantes wurde unsere Musik auf einem Plakat mit ‹Indie Pop Slowcore Americana Free Jazz› angekündigt, eine Beschreibung, die ich gerne übernehme», sagt Haden.
Vor allem lebt Haden für den Livemoment: «Ich möchte, dass man nie genau weiss, was einen an einem Spain-Konzert erwartet.» Der Bandleader und seine Begleiter haben das neue Album «Mandala Brush», das am Freitag dieser Woche veröffentlicht wird, auch in fast einem Take im Studio live eingespielt. Darauf finden sich Pop-Ausflüge genauso wie Tex-Mex-Anleihen. Ein Song darf aber auch mal 15 Minuten dauern. So viel Zeit nimmt sich Josh Haden immer noch.
Do — 21 Uhr Bogen F Viaduktstr. 97 Eintritt 26 Franken Support: The Legendary Lightnesswww.bogenf.ch
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