Sie hat ihre eigenen Chuck-Norris-Witze
Die Australierin Samantha Kerr gehört zu den weltbesten Fussballerinnen. In ihrer Heimat hat sie schon Kultstatus erlangt.
Als sie vor dem Mikrofon stand, erschöpft und vor allem erleichtert, hatte Samantha Kerr eine deutliche Botschaft parat: «Viele Kritiker haben sich über uns ausgelassen, aber jetzt sind wir zurück – nehmt das!»
Kerr ist Captain der australischen Fussball-Nationalmannschaft, welcher der WM-Auftakt gegen Italien (1:2) überraschend missraten war. Das erhöhte den Druck vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Brasilien beträchtlich. Prompt gerieten die Matildas in Montpellier 0:2 in Rückstand, doch sie drehten die Partie und siegten 3:2. Kerr sagte: «Ich liebe diese Mädchen. Sie sind etwas Besonderes.»
Das trifft in hohem Mass auch auf Kerr selbst zu. Sie ist in der Heimat eine Grösse, 2018 wurde sie als erste Fussballerin zur «Jungen Australierin des Jahres» gekürt. Im Oktober unterschrieb sie mit dem nationalen Verband einen Vertrag über umgerechnet rund 275'000 Franken, der garantiert, dass sie weiterhin in der W-League spielt, der höchsten Liga Australiens. Zudem machte der Sportartikel-Gigant Nike Kerr im Frühjahr zum australischen Gesicht für seine neue Kampagne.
Die Matildas machen an der WM aus einem 0:2 ein 3:2. Video: Youtube
Tor-Rekord in zwei Ligen
Die 25-Jährige ist zu einer der weltbesten Stürmerinnen aufgestiegen, von deren Können gleich zwei Clubs auf zwei Kontinenten profitieren. Aktuell spielt sie für die Chicago Red Stars in der National Women's Soccer League, wenn die US-Profiliga aber pausiert, läuft sie für Perth Glory auf. In beiden Ligen führt Kerr die ewige Torschützenliste an.
Als sie im Juli 2017, damals noch beim in New Jersey beheimateten Sky Blue FC unter Vertrag, mit einem Hattrick gegen Kansas den US-Rekord an sich riss, war das der Anfang eines Internet-Hypes. Um die Leistung seines Aushängeschilds zu würdigen, rief das australische Nationalteam auf Twitter dazu auf, unter dem Hashtag #SamKerrFacts «bisher unbekannte Fakten» über Kerr zu posten. Das Resultat waren zahlreiche Sprüche, die an die Kult-Witze über Chuck Norris erinnern und ausdrücken sollen, dass ihr keine Grenzen gesetzt sind. Zum Beispiel: «Sie kann einen Hattrick schiessen – nach ihrer Auswechslung.» Oder: «Sam Kerr spielte einmal ein Eins-gegen-Eins gegen Superman. Der Verlierer musste fortan seine Unterhosen über den Hosen tragen.»
Fussball als Plan B
Dabei hatte sich Kerr ihr Sportlerleben ganz anders ausgemalt. Sie spielte als Kind Australian Rules Football, brillierte auch in den Buben-Teams. Mit zwölf Jahren merkte sie jedoch, wie sich ihre körperlichen Nachteile gegenüber dem anderen Geschlecht akzentuierten, und wechselte die Sportart. «Dass ich gezwungen war aufzuhören, riss mir den Boden unter den Füssen weg», sagt sie.
Hätten Mädchen im Australian Football damals mehr Möglichkeiten gehabt, Kerr wäre nie Fussballerin geworden. «Dafür hätte ich all das nicht erlebt», sagt sie. Und sie hätte es auf Twitter nie mit Chuck Norris aufnehmen können.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch