Aussergewöhnlicher BerufSie ist die weltweit erste Brautjungfer zum Mieten
Wenn Bräute zu wenig Freundinnen haben, springt Jen Glantz als Brautjungfer ein. Auf Social Media gibt sie Einblicke in ihren Berufsalltag – und begeistert damit Tausende Nutzer.

Sie tragen meist identische Kleider in sanften Pastelltönen, damit die Braut in Weiss besonders heraussticht, und unterstützen sie tatkräftig an ihrem grossen Tag: Während wir sogenannte «Bridesmaids» (auf Deutsch Brautjungfern) vor allem aus romantischen Komödien kennen, gehören sie in den USA zum festen Bestandteil einer Hochzeit.
Die Brautjungfern helfen der Braut in spe etwa bei der Wahl des Hochzeitskleides, organisieren den Junggesellinnenabschied und sorgen bei der Hochzeit für einen reibungslosen Ablauf. Zwischen drei und zehn Helferinnen schart eine Braut in der Regel um sich, meist handelt es sich dabei um enge Freundinnen oder weibliche Verwandte. Doch was macht man, wenn man zu wenig Gspänli hat? Oder die Cousinen zweiten Grades extrem chaotisch und unzuverlässig sind?
Dann kommt Jen Glantz ins Spiel. Die 29-Jährige aus New York ist die weltweit erste «Bridesmaid for hire», also eine Brautjungfer zum Mieten – und verdient damit erfolgreich ihren Lebensunterhalt. Für eine Gage von umgerechnet mindestens 1900 Franken pro Auftrag schreitet Glantz an Hochzeiten andächtig zum Traualtar, hält bei Festen eine zu Tränen rührende Rede und tanzt danach bis in die frühen Morgenstunden. Aufgrund der hohen Nachfrage gründete sie im Jahr 2014 das Unternehmen «Bridesmaid for hire», wo sie von ihr ausgebildete Brautjungfern vermittelt.
Von 300 Anfragen innert 48 Stunden überhäuft
Begonnen hat Glantz’ aussergewöhnliche Karriere vor acht Jahren. Weil sie ihren Job als Brautjungfer enger Freundinnen dermassen gut machte, wurde sie bald von entfernten Bekannten gebeten, auch bei deren Hochzeit diese Rolle zu übernehmen. Als ihre damalige Mitbewohnerin ihr deshalb den Spitznamen «Die professionelle Brautjungfer» gab, witterte Glantz in der milliardenschweren Hochzeitsindustrie eine Marktlücke. Sie gab auf dem amerikanischen Onlinemarktplatz Craigslist eine Anzeige auf, in der sie ihre Dienste als Brautjungfer für Fremde anbot – und erhielt innert 48 Stunden prompt über 300 Anfragen.
Heute stossen vor allem via Social Media viele Kundinnen auf Glantz’ Angebot. So gibt die Amerikanerin ihren rund 40’000 Followern auf Tiktok Einblicke in den Arbeitsalltag einer professionellen Brautjungfer und beantwortet offene Fragen.
Eventmanagerin und Friedensstifterin in einem
Etwa, wieso Bräute überhaupt eine Brautjungfer engagieren wollen. Laut Glantz gibt es dafür viele verschiedene Gründe. Viele der Bräute befänden sich gerade in einer Lebensphase, in der sie keine engen oder zuverlässigen Freundinnen hätten, die sie an der Hochzeit unterstützen könnten. Oder das Umfeld wisse nicht, wo man bei der Planung eines Junggesellinnenabschieds anfangen soll oder welche Herausforderungen eine Hochzeit mit sich bringt.
Dank einer professionellen Brautjungfer kann man seine Liebsten von diesem Aufwand befreien und so allen einen stressfreien Tag bescheren, sagt Glantz zu Buzzfeed. «Wir sind die Kämpferinnen hinter den Kulissen, die dafür sorgen, dass nichts schiefgeht.» So hätten sie und ihr Team schon eine Hochzeitstorte in der Luft aufgefangen, bevor sie zu Boden fiel, hätten hartnäckige Rotweinflecken von Hochzeitskleidern entfernt und sogar Streitereien zwischen hitzköpfigen Gästen beendet, bevor der Sicherheitsdienst gerufen werden musste.
Oftmals weiss nicht einmal der Bräutigam Bescheid
Während einige Kundinnen ganz offen damit umgingen, dass es sich bei Glantz um eine gemietete Brautjungfer handelt, verlangten andere absolute Geheimhaltung – sogar gegenüber dem Bräutigam. Um sich in solchen Fällen nahtlos in eine Hochzeitsgesellschaft einzufügen, geht Glantz quasi undercover: Sie gibt sich einen anderen Namen und denkt sich zusammen mit der Braut eine hieb- und stichfeste Kennenlerngeschichte aus. So sei sie schon eine Freundin aus der Schulzeit, aus dem Yogakurs oder von der Arbeit gewesen.

Die Arbeit als professionelle Brautjungfer sei aber nicht sonderlich glamourös. «Klar, man darf ein Brautjungfernkleid tragen, darf sich frisieren und schminken lassen, aber man muss auch viel herumrennen, Probleme lösen und mit schwierigen Persönlichkeiten umgehen können.» Das Schwierigste an ihrem Beruf sei jedoch, dass sie mit den Bräuten nach getaner Arbeit meistens nicht befreundet bleiben könne, sagt Glantz. Es sei schlichtweg zu kompliziert, die falsche Identität aufrechtzuerhalten. «Wenn die Hochzeit zu Ende ist, ist es auch unsere Freundschaft.»
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