«Sie missbrauchen mich als Versuchskaninchen»
Die Südafrikanerin Caster Semenya will ihren Testosteronwert nicht medikamentös senken und kritisiert den Verband für sein Vorgehen.
Caster Semenya führt in der Leichtathletik einen einsamen Kampf. Nicht gegen ihre Gegnerinnen, den hat sie meist schon früh im Rennverlauf gewonnen. Semenya kämpft gegen den Weltverband (IAAF), der ihr vorschreiben will, wie hoch ihr Testosteronwert zu sein hat: fünf Nanomol pro Liter Blut. Ihre Waffen in diesem Kampf waren selten gesprochene Worte, sie schrieb sie meist nieder in den sozialen Medien.
Doch die Südafrikanerin wurde in den vergangenen Wochen und Monaten dazu gezwungen, diese Herangehensweise an die Medien zu ändern. Lange genug war sie in der Leichtathletik-Welt Thema Nummer 1, es war das Urteil des internationalen Sportgerichts, das zu reden gab: Sie kann entweder ihren Wert medikamentös senken oder auf eine andere Distanz wechseln. Semenya ist intersexuell und hat einen ausserordentlich hohen Wert an Testosteron.
Semenya reagierte einerseits sportlich und gewann in Paris kurzerhand über 2000 Meter, sie, die über 800 Meter schier unschlagbar ist. Sie reagiert aber auch anders. Der Verband hat mich in der Vergangenheit wie ein Versuchskaninchen missbraucht, sagt sie, man habe an ihr experimentiert und getestet, ob die Medizin, die sie sie «zwangen zu nehmen, einen Affekt auf meinen Testosteronspiegel haben».
Sie verlor nur gegen eine Doperin
Es ist nicht das erste Mal, dass der Verband Semenya die Einnahme von Medikamenten verordnet. Bereits 2010 wurde eine Regel eingeführt, die einen Testosteron-Höchstwert verlangte. Wer ihn überschritt, musste ihn mit Medikamenten regulieren. Fünf Jahre später entschied das Sportgericht CAS in Lausanne, dass die Regel ausgesetzt werden müsse, weil es ihm an schlüssigen Beweisen fehlte, dass Frauen mit hohen Werten einen Wettbewerbsvorteil hätten.
Semenya war in dieser Zeit tatsächlich nicht mehr unantastbar, gewann 2011 WM- und 2012 Olympia-Silber über 800 m. Sie verlor gegen Maria Sawinowa, eine Doperin, wie sich später herausstellte. Heute erklärt Semenya, die Medikamente zur Hormonsenkung hätten sie sich damals «konstant schlecht fühlen lassen», trotzdem würde der Verband nun noch striktere Schwellenwerte mit unbekannten Folgen für die Gesundheit durchsetzen wollen.
Die 28-Jährige sagt, sie mache sich Sorgen, auch um andere Athletinnen, die ähnliche Werte haben wie sie selbst. Sie befürchtet, dass Läuferinnen wie die ebenfalls intersexuellen Francine Niyonsaba (Burundi) und Nyairera Wambui (Kenia) gezwungen würden, Medikamente zu testen, die negative Folgen hätten, «das darf nicht passieren».
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