Sie sucht nach dem, was Zürich ausmacht
So etwas wie Eva wird es nie mehr geben. Auf dem «Bellevue» gibt es ab heute etwas ganz anderes: jeden Tag einen anderen Comic. Der Mittwoch gehört Anja Wicki.
Heute beginnt eine neue Ära. Die Post-Eva-Zeit auf dem Bellevue, nach 17 Jahren und mehr als 5000 Geschichten des Duos Jaermann/Schaad. Adieu Eva!
Der Platz oben auf den Bellevue-Seiten gehört weiterhin dem Comicstreifen: Sechs Zeichnerinnen und Zeichner übernehmen die Nachfolge von Eva Grdjic, der Kassierin der Herzen. Illustratorinnen und Illustratoren, Arrivierte und Newcomer, allesamt motiviert, die Kunst des Comicstreifens weiterzupflegen und weiterzuentwickeln. Eva ist nicht zu ersetzen, deshalb wird Eva nicht ersetzt. Stattdessen wird der tägliche Streifen auf dem Bellevue zur Fläche, auf der viel Neues Platz hat.
Zum Beispiel «Gelerntes aus Zürich» von Anja Wicki. Die 30-jährige Luzernerin nimmt uns jeden Mittwoch mit auf eine Entdeckungsreise durch Zürich. Eine Stadt, sagt sie, die sie als gelegentliche Besucherin kenne, von der sie aber eigentlich keine Ahnung habe. Das soll sich ändern.
Das tägliche Erfolgserlebnis
Wicki stellt sich für den Tagi Selbstversuchen und recherchiert archäologischen Besonderheiten nach. «Es geht mir darum, Zürich und seine Eigenheiten erforschen.» Forschungsreisen in unsere Stadt hat sie im Dezember einige unternommen. Von ihnen dürfte die eine oder andere handeln. Jeweils am Mittwoch auf dem «Bellevue».
Was schon ihr Stil verrät: Es geht ihr um die Feinheiten, um die Nuancen, das Brachiale sucht man bei ihr vergebens. Es gehe darum, den Streifen auf das Maximum zu vereinfachen, sagt Wicki. Das Maximum ist manchmal eine reduzierte Zeichnung, manchmal eine gezeichnete Infografik.
Bildstrecke: Eva - Nach 17 Jahren und mehr als 5000 Geschichten sagte Eva adieu.
Seit 2010 ist Wicki Mitherausgeberin des Magazins «Ampel», das ausschliesslich Comics druckt. Im Juli letzten Jahres hat sie gemeinsam mit Andreas Kiener und Luca Bartulovic die #16 herausgebracht. Die «Ampel» sei «ein reines Lesevergnügen», schrieb die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» über die Ausgabe Nummer 11. «Drei Biografien moderner Zeitgenossen, erzählt als Märchen Grimmscher Natur» ist der Titel dieses Märchenhefts. Es ist – wie die meisten Ausgaben – ausverkauft. Von den Heften produzieren die drei jeweils rund 300 Exemplare. Sie machen wirklich alles selber: Cover siebdrucken, Inhalt risografieren, die Fadenbindung. Zudem erhalten alle Abonnenten ein Extra zum Heft. Etwa einen Badge zum Aufnähen oder ein Briefmarkenset.
In «Gelerntes aus Zürich» fragt sich Anja Wicki, ob es gelingt, hungrig anzureisen, sich einen Nachmittag lang in den Foodabteilungen der grossen Warenhäuser herumzutreiben und satt wieder abzureisen. Sie wühlt an der Seite der Kantonsarchäologie in Schlieren nach Geschichte für Geschichten. «Es gibt so viel zu lernen», sagt Wicki. Dass ihr Konzept funktioniert, beweist eines ihrer früheren Projekte. «Ich habe mir vor einigen Jahren vorgenommen, an jedem Tag etwas zu lernen», erzählt Wicki. Das Projekt verfolgte sie von 2010 bis 2016. Daraus sind knapp 2000 Episoden entstanden. Jeden Tag etwas zu lernen, sagt sie, sei gar nicht so schwierig. Auch wenn es nur ganz kleine Sachen seien: Jeder Lernerfolg sei wahnsinnig bereichernd.
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