«Sie wird in die Geschichte eingehen»
Bringt Barack Obama bereits seine mögliche Nachfolgerin für 2016 in Stellung? In einem TV-Interview lobt er Hillary Clinton in den höchsten Tönen und sendet damit ein politisches Signal aus.
Ein besseres Abschiedsgeschenk hätte Barack Obama seiner Aussenministerin Hillary Clinton nicht machen können. Der US-Präsident fand für die scheidende Chefdiplomatin in einem gemeinsamen Fernsehinterview nur lobende Worte und befeuerte damit die Spekulationen um eine mögliche Kandidatur Clintons bei den Wahlen in vier Jahren. Ihre bittere Rivalität beim Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur 2008 sei einer Freundschaft gewichen, beteuerten beide Politiker. Doch vor einer klaren Antwort auf die Frage nach Clintons politischer Zukunft drückten sie sich.
Harmonisch sassen Obama und Clinton im Weissen Haus nebeneinander, der Präsident im dunkelblauen Anzug, die Aussenministerin im pinken Blazer. Das Gespräch war bereits am Freitag aufgezeichnet worden, am Sonntagabend strahlte es der Fernsehsender CBS aus. Erst einmal hatte Obama in seiner Amtszeit bei einem Interview die Bühne mit einem anderen Politiker geteilt – im November 2011 mit dem damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Die Idee zu dem Doppelinterview mit Clinton soll der Präsident selbst gehabt haben.
«Ich werde sie vermissen»
Obama erklärte, er habe Clinton für ihre Arbeit öffentlich danken wollen. «Ich glaube, dass Hillary als eine der ausgezeichnetsten Aussenministerinnen in die Geschichte eingehen wird», sagte der Präsident. Die Zusammenarbeit in den vergangenen vier Jahren sei «grossartig» gewesen. Als eine seiner «wichtigsten Berater» habe die Aussenministerin eine «aussergewöhnliche Rolle» in seiner Regierung gespielt, sagte Obama. «Ich werde sie vermissen.»
Die 65-jährige Clinton hatte bereits vor Obamas Wiederwahl im November angekündigt, nicht für eine zweite Amtszeit im Kabinett des Präsidenten zur Verfügung zu stehen. Mehrfach erklärte die Frau des früheren Präsidenten Bill Clinton, nach zwei Jahrzehnten als First Lady, Senatorin und Aussenministerin eine Auszeit von der grossen Politik nehmen zu wollen. Den Spekulationen über eine Kandidatur bei der nächsten Präsidentschaftswahl, wenn Obama nicht mehr antreten darf, erteilte sie dabei immer wieder eine Absage.
Biden hatte das Nachsehen
In dem Interview mit Obama sorgte Clinton nun aber dafür, dass sie mit Blick auf 2016 weiter alle Karten in der Hand behält. Der direkten Frage nach ihren Plänen wich sie aus. Sie sei noch immer Aussenministerin und beteilige sich nicht an politischen Spielchen, sagte Clinton. Doch es liege ihr weiter sehr am Herzen, «was in Zukunft mit unserem Land geschieht». «Ich kann keine Voraussage machen, was morgen oder nächstes Jahr passiert», sagte sie.
Obama tat die Frage nach einer möglichen Nachfolgerin Clinton mit einem Lachen ab. «Ihr Leute von der Presse seid unbelehrbar», sagte der Präsident. «Ich wurde buchstäblich vor vier Tagen vereidigt, und ihr sprecht über Wahlen in vier Jahren.» Doch Obama sendete zweifelsohne ein politisches Signal, als er sich mit Clinton vor die Kamera setzte – und nicht mit Vizepräsident Joe Biden, dem ebenfalls Ambitionen auf die Kandidatur der Demokraten nachgesagt werden.
Beliebtheitswert von 65 Prozent
Noch nie war Clinton, die das Aussenministerium in wenigen Tagen an ihren designierten Nachfolger John Kerry übergeben soll, in ihrer Heimat so angesehen wie heute. In einer aktuellen Umfrage der «Washington Post» und des Senders ABC erreicht sie einen Beliebtheitswert von 65 Prozent. Die «New York Times» feierte Clinton, die als Aussenministerin mehr als einhundert Länder besuchte, als «Rockstar-Diplomatin».
Clinton erzählte in dem Interview, wie sie 2008 gezögert habe, den von Obama angebotenen Posten als Aussenministerin anzunehmen. Der erste afroamerikanische Präsident hatte in einer erbittert geführten Vorwahlschlacht ihren Plan durchkreuzt, als erste Frau an der Spitze der USA zu stehen. Mittlerweile sei das Verhältnis aber «sehr warm und eng», sagte sie. Obama ergänzte: «Ich betrachte Hillary als starke Freundin.» Eine Freundschaft, aus der Clinton bei einer Kandidatur in vier Jahren viel politisches Kapital schlagen könnte.
AFP/chk/fko
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