Siemens-Chef weigert sich zu gehen
Peter Löscher will seine so gut wie beschlossene Absetzung noch verhindern. Der Siemens-Chef wittert offenbar ein «infames Komplott».
Am späten Samstagabend teilte der deutsche Elektronikkonzern Siemens mit, dass er seinen Chef auswechseln will. Ohne bereits formell einen Entscheid zu treffen, verständigte sich der Aufsichtsrat darauf, den Österreicher Peter Löscher abzusetzen. Während einer langen Sitzung soll sich der Aufsichtsrat von Siemens bereits auf Finanzchef Joe Kaeser als Nachfolger geeinigt haben.
Nun folgte aber die Überraschung: Konzernchef Löscher wehrt sich offenbar gegen seine Absetzung. Wie die «Süddeutsche Zeitung» unter Berufung auf nicht genannte Quellen berichtet, soll Löscher verlangen, dass auch der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme zurücktrete. Ansonsten wolle Löscher es auf eine Kampfabstimmung in der für Mittwoch anberaumten Aufsichtsratssitzung ankommen lassen. Für seine Abwahl ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig.
Aufsichtsratschef nicht unumstritten
In kleinem Kreise soll sich Löscher über ein «infames Komplott» beklagt haben, hinter dem der Aufsichtsratschef Cromme stecken solle. Mit Löschers Hinauswurf wolle Cromme von den Debatten um seine eigene Person ablenken. Cromme, der den Stahlkonzern Thyssen Krupp wesentlich prägte, denke nun aber nicht daran, den Aufsichtsratsvorsitz bei Siemens und damit seinen letzten Spitzenposten in der deutschen Wirtschaft abzugeben, heisst es in der «Süddeutschen Zeitung».
Cromme ist in der Tat nicht unumstritten. In der «Welt» lässt sich Daniela Bergdolt, die Sprecherin der Aktionärsorganisation Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, zitieren. Sie fordert, dass Cromme bereits vor dem Ende seiner fünfjährigen Amtszeit abtritt. «Herr Cromme soll den Übergang an der Siemens-Spitze noch gut steuern und dann seine eigene Nachfolgeregelung in die Hand nehmen.»
Einst ein Hoffnungsträger
Löschers Ablösung hatte sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet, nachdem Siemens am Donnerstag die Börsen mit einer neuerlichen Gewinnwarnung verschreckte. Das für 2014 angepeilte operative Gewinnziel von mindestens zwölf Prozent werde voraussichtlich nicht erreicht, hatte das Unternehmen erklärt. Es war bereits die zweite Gewinnwarnung innerhalb von nicht einmal drei Monaten.
Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme hatte Löscher 2007, mitten im Strudel des milliardenschweren Schmiergeldskandals, an die Konzernspitze geholt. Damals galt er als Hoffnungsträger, doch kämpfte er immer wieder mit Problemen wie zuletzt der Konjunkturflaute, einer nachlassenden Wachstumsdynamik in Schwellenländern wie China sowie teuren, hausgemachten Projektpannen.
Dazu gehören die verspätete Lieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn und Verzögerungen bei der Anbindung von Nordsee-Windparks. Schon für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September endet, hatte Löscher die Gewinnprognose angesichts der Probleme Anfang Mai kappen müssen. Das nun kassierte Gewinnziel für 2014 galt allerdings als Kernstück des milliardenschweren Sparprogramms «Siemens 2014». Für sein Erreichen waren Löscher und Kaeser persönlich eingetreten.
SDA/mw
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