Sind Apple-Handys die neuen Blutdiamanten?
Ein wichtiger Rohstoff, der zur Produktion elektronischer Bauteile für das iPhone und andere Handys und Computer benötigt wird, stammt aus dem Kongo. Dort toben um das begehrte Material Tantal blutige Kämpfe.
Vergangenen Donnerstag war es wieder so weit: vor den Apple-Shops in den USA, Japan, Deutschland und Kanada campierten Apple-Fans teilweise schon seit dem Vortag um zu den ersten zu gehören, die das neue iPhone 4 in Händen halten können. Apple und die Medien freut das gleichermassen – für Ersteren lässt es die Kassen klingeln, Zweitere freuen sich über Schnappschüsse wartender Fans. Doch beim Anblick von Menschenmassen, die stundenlang dafür anstehen, nur um das neueste Handy kaufen zu können, regt sich bei manchem auch ein flaues Gefühl in der Magengegend.
Zu welchem Preis werden diese Gadgets eigentlich produziert? Wer baut die Rohstoffe ab, aus denen die Bauteile von iPhone und Co. bestehen? Für «New York Times»-Autor Nicholas D. Kristof sind es «Bloodphones» - die neuen «Blutdiamanten».
Konfliktmineralien
Viele Rohstoffe, die zur Produktion elektronischer Bauteile benötigt werden, stammen aus der Demokratischen Republik Kongo. Tantal beispielsweise wird für Kondensatoren benötigt, wie sie in Handys und Computern zum Einsatz kommen. Die Einnahmen aus dem Verkauf gehen allerdings an die Warlords.
Seit Jahrzehnten herrscht im Land Bürgerkrieg – in den vergangenen zehn Jahren kamen laut dem International Rescue Committee über fünf Millionen Menschen ums Leben. Der Krieg gilt als der tödlichste Konflikt seit dem zweiten Weltkrieg. Rohstoffe aus dem Kongo werden daher auch «Konfliktmineralien» genannt.
Protest im Internet
Verschiedene Initiativen versuchen Hersteller wie Apple, Intel oder Blackberry-Hersteller Research in Motion dazu zu bewegen, keine Rohstoffe auf solche Konfliktregionen zu verwenden. Die Produzenten sollten Tantal aus Australien statt aus dem Kongo verwenden, so die Forderung. Der Protest formiert sich auch im Internet - beispielweise auf RaiseHopeForCongo.org.
In einem aktuellen YouTube-Video des Enough Projects mit dem Titel «I'm a Mac ... and I've Got a Dirty Secret» spricht «Grey's Anatomy»-Schauspielerin Brooke Smith die Probleme in einer Parodie auf Apples «Get a Mac»-Kampagne an. «Hello, I'm a Mac, and I'm helping fuel the war in the Congo - the deadliest war in the world», heisst es im Text zum Video.
Apple behauptet laut dem Enough Project, dass seine Zulieferer keine Rohstoffe aus dem Kongo einsetzen würden. Steve Jobs gibt allerdings zu, dass sie sich dabei ganz auf die Beteuerungen ihrer Zulieferer verlassen. Beweise gebe es keine.
Einige Hersteller - angeführt von Intel und Motorola - wollen nun den Ursprung des Tantals in ihren Produktionsketten selbst zurückverfolgen und verlangen von Zulieferern, keine Rohstoffe aus dem Kongo zu kaufen.
derStandard.at/Birgit Riegler
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