Unia wehrt sich«Skandalöse Arbeitsbedingungen» bei DPD
Die Unia veröffentlicht einen Bericht, in dem der Päcklilieferant DPD stark kritisiert wird. Nun schlägt die Gewerkschaft Alarm und verlangt Verhandlungen. Unter anderem wird ein Mindestlohn von 4250 Franken gefordert.

Die Vorwürfe sind happig. Regelmässige lange Arbeitstage ohne Kompensation der Überstunden, Lohnabzüge, die missbräuchlich seien, ein Kontrollsystem, mit dem die Fahrerinnen und Fahrer überwacht würden, Stundenlöhne von weit unter 20 Franken, wenn die tatsächliche Arbeitszeit zugrunde gelegt werde: Das sind vier von etlichen Vorwürfen, die die Gewerkschaft Unia dem Paketlieferanten DPD unterstellt.
Dass die Arbeitsverhältnisse bei Paketlieferdiensten teilweise prekär sind, ist bekannt. Die gesteigerten Volumen aus dem Onlinehandel haben die Situation der Auslieferer während Corona noch verschärft. Ein Problem dabei: Firmen wie DPD organisieren sich so, dass nicht sie für die Arbeitsbedingungen geradestehen müssen. Angestellt sind die Päcklilieferanten bei Subunternehmen. Kommt Kritik an den Arbeitsverhältnissen auf, so verwies DPD in der Vergangenheit jeweils auf die Subunternehmen. Diese seien für die Einhaltung der Arbeitsgesetze zuständig.
Das will die Unia nicht mehr hinnehmen. In einem Bericht zeigt sie auf, wie das «System DPD» – wie die Gewerkschaft es nennt – funktioniert. So kommt die Unia zum Schluss, die Subunternehmen seien «nicht für viel mehr da, als die Löhne zu überweisen». So vieles werde direkt von DPD selbst bestimmt. So etwa die Route, die Bezahlung pro Stopp und Paket, und die Mitarbeitenden in den Depots von DPD seien «weisungsberechtigt» gegenüber den Fahrerinnen und Fahrer der Subunternehmen. «Sucht man eine Stelle als DPD-Chauffeurin oder -Chauffeur, findet man keine Ausschreibungen und kann sich nur über die Website der DPD (Schweiz) AG bewerben», heisst es in dem Bericht.
Komplett ins System integriert
Dabei würden die Subunternehmen, die die Routen in den Regionen bedienen, nicht erwähnt. Die Unia kommt also zum Schluss: «Arbeitsorganisatorisch seien die Fahrerinnen und Fahrer komplett im ‹System DPD› integriert», sie tragen die DPD-Uniform, treten als Vertreterinnen und Vertreter von DPD gegenüber der Kundschaft auf und fahren alle die gleichen Fahrzeuge mit dem Firmenlogo: «Als wären sie bei DPD angestellt.»
Für die Unia alles Indizien dafür, dass DPD rund 800 Fahrerinnen und Fahrer «unter skandalösen Arbeitsbedingungen für sich fahren» lässt, aber gleichzeitig die Verantwortung dafür von sich weisen könne, da sie nicht direkt bei DPD angestellt sind.
«Kontrollsystem» soll abgeschafft werden
Fahrerinnen und Fahrer haben sich nun erstmals gewerkschaftlich organisiert und wollen mit DPD direkt verhandeln, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Ihr Ziel ist es unter anderem, eine Wochenarbeitszeit von 42,5 Stunden zu erreichen, dabei einen Mindestlohn von 4250 Franken zu erhalten und dass Überstunden kompensiert werden. Zudem soll das System namens «Predict», mit dem die Mitarbeitenden mittels der Paket-Scanner überwacht werden sollen, abgeschafft werden.
Die DPD verweist auf Anfrage darauf, dass alle Subunternehmen sich in ihren Verträgen mit DPD verpflichten würden, dass sie die im Branchen-GAV vereinbarten Arbeitsbedingungen einhalten. «Wir gehen Zuwiderhandlungen, die uns bekannt werden, sorgfältig nach», heisst es in der Stellungnahme. Zudem habe die Unia «bisher nur pauschale Vorwürfe ohne Evidenz angebracht», so die Medienstelle weiter. DPD könne erst reagieren, wenn konkrete und belegte Sachverhalte vorgelegt würden.
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