Reaktion auf Ukraine-KriegZürich eröffnet Empfangsstelle für Flüchtlinge
Die Hilfsbereitschaft für die Kriegsflüchtlinge ist riesig. Doch in Zürich sind sie erst vereinzelt eingetroffen. Die Behörden bereiten sich gleichwohl auf einen grossen Ansturm vor.

Der Sozial- und Sicherheitsdirektor Mario Fehr (parteilos) informierte am Montagnachmittag zusammen mit seinen höchsten Amtschefs und Vertretern aus Städten und Gemeinden über die Ukraine-Hilfe im Kanton Zürich. Als Erstes wird in der alten Militärkaserne beim Zürcher Hauptbahnhof eine Empfangsstelle eingerichtet, sie steht ab morgen Dienstag zur Verfügung.
In den Räumen der ehemaligen Polizeischule sollen die Flüchtlinge alle Hilfe bekommen, die sie benötigen. Informationen, Unterkunftsadressen, Soforthilfe wie Tickets, Kleider oder auch Bargeld. Dazu wird der Transport zu den Unterkünften sichergestellt: «Wir wollen den Menschen unkompliziert helfen», sagte Fehr. Man wolle die Flüchtlinge vor einem «Schaltermarathon» durch die Ämter bewahren und alles am gleichen Ort anbieten.
Die Chefin des kantonalen Sozialamts, Andrea Lübberstedt, betonte, man bereite sich auch auf die Ankunft von traumatisierten Menschen vor. Unter anderem ist die Kantonsärztin für medizinische Hilfe im Empfangszentrum eingebunden. Falls nötig würden auch Seelsorger aufgeboten, so Lübberstedt. Sie betonte aber, dass die Menschen solche Hilfe tendenziell nicht schon in den ersten Stunden nach der Ankunft brauchten.
«Wir wollen die Flüchtlinge vor einem Schaltermarathon durch die Ämter bewahren.»
Am Zürcher Hauptbahnhof und am Flughafen steht die Polizei bereit und führt die ankommenden Personen zur Empfangsstelle. Bereits am Montagnachmittag um 15.20 Uhr, als der direkte Schnellzug aus Wien eintraf, standen auf dem Perron am Gleis 10 viele Polizisten und Helferinnen in Leuchtwesten, um Flüchtlinge in Empfang zu nehmen. Allerdings waren es nur Vereinzelte, die die Hilfe in Anspruch nahmen.
Bisher sind im Kanton Zürich noch nicht sehr viele Flüchtlinge angekommen. Wie der Bund am Montagnachmittag an einer Medienorientierung mitteilte, wurden in der ganzen Schweiz bisher 847 Flüchtlinge registriert.

Sicherheitsdirektor Mario Fehr betonte, man wisse derzeit nicht, wie gross der Ansturm werde. Die Flüchtlingshilfe gehe derzeit von rund 20’000 Flüchtlingen aus.
Der Zürcher Regierungsrat sprach schon vergangene Woche eine Soforthilfe für Ukraine-Flüchtlinge in Höhe von einer Million Franken aus dem Lotteriefonds. Das Geld geht ans Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Dieses ist mit seinen Partnerorganisationen in der Ukraine im Einsatz und leistet dort lebensrettende Hilfe, soweit das im Kriegsgebiet möglich ist.
Über 700 Anrufe
Weiter hat die Sicherheitsdirektion eine Anlaufstelle (043 259 24 41) für Personen geschaffen, die gerne helfen würden. Dort können zum Beispiel Angebote für Privatunterbringung gemeldet werden. Eine Ukraine-Hotline hat auch die Asyl-Organisation der Stadt Zürich (044 415 60 10) eingerichtet. Bisher sind in der ganzen Schweiz rund 30’000 Privatbetten zur Verfügung gestellt worden.
Daniel Schneebeli ist Redaktor im Ressort Zürich. Er ist Kantonsratsberichterstatter und schreibt vorwiegend über politische Themen und Personen. Seit 1989 ist er im Journalismus tätig, zuerst beim «Zürcher Unterländer», ab 1996 beim «Tages-Anzeiger».
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