Architektur: NachverdichtungSo geht Weiterbauen mit Holz
Das Wohn- und Geschäftshaus an der Bremgartnerstrasse in Zürich wurde von Hildebrand Architekten zeitgemäss in Holzbau saniert und aufgestockt.

Wer den CO2-Ausstoss reduzieren will, versucht auch beim Bauen einzusparen. Am wirkungsvollsten geht das, wenn wenig Material verbaut wird. Gerade im innerstädtischen Kontext lohnt es sich deshalb, die bestehenden Ressourcen weiterzubauen – so geschah es auch an der Bremgartnerstrasse 48 in Zürich.
Der Lebensversicherungskonzern Swiss Life als Bauherrschaft beauftragte die Architekten, den Bestand des Eckhauses aus den Dreissigerjahren zu erhalten. So prüfte Hildebrand Studios sanfte, aber auch tiefergreifende Sanierungsvarianten.

Architekt Thomas Hildebrand hat die Aufgabe mit seinem Team bearbeitet: «Die architektonische Herausforderung im Bestand zu bauen, liegt darin, dies möglichst interessant und lustvoll zu tun.»
Es bedeutet, genau hinzuschauen, eine Geschichte zu lesen und diese weiterzuerzählen: «Das Eckgebäude ist nicht spektakulär, aber ein wichtiger Teil des Quartiers.» Es liegt hinter der Schmiede Wiedikon an beliebter Wohnlage in unmittelbarer Nähe zu zahlreichen kleinen Läden, Cafés und Restaurants.

Die Stadt Zürich wächst, und Flächenressourcen für neue Bauten sind knapp. Für die Nachverdichtung spielen deshalb Aufstockung und Erweiterung eine immer wichtigere Rolle. «Die Bremgartnerstrasse 48 zeigt auf, wie wir mit bestehenden Wohngebäuden in Zukunft umgehen wollen – neben den materiellen konnten wir auch die kulturellen Ressourcen für die nächste Phase im Lebenszyklus des Gebäudes weiternutzen», sagt Thomas Hildebrand.
So haben die Architekten 18 Zweieinhalb- bis Dreieinhalbzimmerwohnungen komplett saniert sowie vier neue Attikawohnungen und eine Gewerbefläche erstellt.

Weitergebaut haben Hildebrand Studios mit Holz. Das altbewährte Material ist prädestiniert für diese urbane und zukunftsorientierte Aufgabe: Das geringe Eigengewicht spart Ressourcen, es ist statisch vorteilhaft, und der hohe Vorfertigungsgrad ermöglicht schlankes und schnelles Bauen. Zudem sind weniger Fahrten zur Anlieferung von Material nötig, was auch die Feinstaubbelastung und den Kraftstoffverbrauch reduziert.
Angesichts der immer deutlicher werdenden Klimakrise ist ein radikales Umdenken in der Bauindustrie zwingend. Und damit verschieben sich auch die Prioritäten. «Weniger und nachhaltigeres Material wie Holz zu verbauen, ist eine offensichtliche und einfache Art, wie wir auf solch dringliche Fragen reagieren können», sagt Thomas Hildebrand. «Wir werden jedoch umfassendere Antworten finden und auch unser Berufsbild neu erfinden müssen.»

Diese Transformationsphase hat eben erst begonnen. Das Eckgebäude an der Bremgartnerstrasse ist ein gutes Beispiel dafür, wie nachhaltige Nachverdichtung funktionieren kann. Nebst den ressourcentechnischen Vorzügen überzeugt das Gebäude mit gestalterischen und räumlichen Qualitäten. Durch die zwei zusätzlichen Dachgeschosse erweitern Hildebrand Studios den Bestand in die Höhe und schaffen hochwertige Stadtwohnungen, die den heutigen Bedürfnissen entsprechen.
Im Innenausbau prägen natürliche Materialien die Atmosphäre. Und die bestehenden Balkone werden durch Holzböden aufgewertet, was Innen- und Aussenraum zusätzlich zueinanderbringt.

Unter dem neuen Dach schaffen die zweigeschossigen Räume viel Luft, und die Aussicht von den Dachterrassen verleiht dem Gebäude neue Blickwinkel. So hat das in die Jahre gekommene Haus aus den Dreissigerjahren ein freundliches und zeitgemässes Aussehen erhalten – mit nachhaltigem Kern.
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