So sieht Google unsere Parlamentarier
Eine Auswertung zeigt, welche Informationen uns bei Google von den National- und Ständeräten zuoberst präsentiert werden. Und wo uns die Suchmaschine anlügt.

Google dürfte für die meisten Menschen der Ausgangspunkt für die Informationsbeschaffung im Internet sein. Auch für politische Informationen. Deshalb haben wir untersucht, welche Informationen uns Google präsentiert, wenn wir nach Schweizer Parlamentariern suchen. Hier sind unsere sechs Erkenntnisse:
1. Wikipedia dominiert
Ausser bei drei Parlamentariern wird die Online-Enzyklopädie immer auf der ersten Seite der Treffer aufgeführt. Bei zwei Dritteln der Parlamentarier taucht Wikipedia sogar unter den ersten drei Treffern auf.
Bereits auf dem dritten Platz folgt dann Lobbywatch.ch, ein Verein zur Förderung der Transparenz in der Schweizer Politik. Lobbywatch zeigt unter anderem Verknüpfungen zwischen Politikern und der Privatwirtschaft auf. Er taucht bei circa 30 Prozent der Parlamentarier auf, wahrscheinlich nicht immer zu deren Freude.
Die sozialen Netzwerke Twitter, Linkedin und Facebook folgen dann erst erstaunlich weit hinten, auf den Plätzen 8, 9 und 18.
2. Google findet gar nicht so viel, wie Sie denken!
Bei der Suche nach «Roger Köppel» zeigt Google «Ungefähr 326'000 Ergebnisse» an. Dies scheint, wenn nicht eine blanke Lüge, doch eine dreiste Übertreibung zu sein: Klickt man sich zu den Resultaten weiter hinten, zeigt sich, dass es sich effektiv um nur 78 Treffer handelt. Dieses Verhalten ist systematisch. Bei den zwanzig- bis vierhunderttausend Treffern für Schweizer Parlamentarier, die auf den ersten Blick angezeigt werden, handelt es sich in Wahrheit in allen Fällen um weniger als hundert Treffer. Auch gibt es keinen Zusammenhang zwischen der ursprünglichen angezeigten Zahl und der effektiven Anzahl Treffer. Gemäss Google passiert das, um dem Nutzer schneller Ergebnisse präsentieren zu können. Vergessen Sie also alle Spiele im Stil von «Rate, wer mehr Google-Treffer hat»!
3. Parlamentarier bezahlen für ihre Top-Hits
Eine gute Handvoll Politiker schaltet Werbung für ihre eigene Seite. Dadurch können sie garantieren, dass ihre Seite als Erstes in der Trefferliste erscheint. Erstaunlicherweise sind 6 von 7 Politikern, die zurzeit Werbung für ihre persönliche Seite schalten, von der CVP.
4. Bei Parlamentarierinnen werden immer Bilder angezeigt
Google blendet teilweise automatisch Resultate von einer Bildersuche in den normalen Suchergebnissen ein. Bei Parlamentarierinnen geschieht dies konsequent immer. Bei zehn Parlamentarierinnen wird die Bildstrecke sogar als Erstes überhaupt angezeigt. Bei Männern hingegen erscheinen Fotos deutlich weniger und nie an erster Stelle.
Probieren Sie es aus, zum Beispiel bei Doris Fiala, FDP: Link
5. Der «Blick» wird von Google als relevanteste Tageszeitung eingestuft
In den Google-Suchergebnissen kommt der «Blick» am meisten vor. Die Boulevardzeitung hat mehr Nennungen als etwa der «Tages-Anzeiger» oder die «Neue Zürcher Zeitung». «20 Minuten» taucht sogar überhaupt nicht in den Top 20 auf.
6. Parlamentarier haben ihre Profile im Griff
In den allermeisten Fällen bestehen die obersten 5 Suchtreffer aus der persönlichen Website des Parlamentariers, den Einträgen bei Wikipedia und Parlament.ch sowie dem Link zur entsprechenden Parteiseite. Die restlichen Treffer sind meist Artikel auf Newsportalen. «Störgeräusche» wie zum Beispiel von Lobbywatch.ch sind nur sehr selten.
Methodik: Die Abfragen wurden am 26. Juni 2019 gemacht. Es wurden jeweils die zehn Links auf der ersten Seite der Google-Treffer analysiert. Google personalisiert grundsätzlich die Suchresultate aufgrund des Profils des Users. Um dies zu verhindern, wurde der Inkognito-Modus von Google Chrome verwendet. Es lässt sich jedoch nicht ausschliessen, dass dennoch eine gewisse Personalisierung der Resultate stattfindet und sich die Resultate nicht vollständig reproduzieren lassen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch