So tickt Donald Trumps Schwester
Bundesrichterin Maryanne Trump Barry könnte ihrem Bruder im Wahlkampf schaden.
Seine Schwester würde eine gute Richterin am Supreme Court abgeben – mit dieser Äusserung sorgte US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump für Empörung bei der republikanischen Konkurrenz. Kurz darauf betonte er, er habe nur einen Scherz gemacht.
Die Personalie ist heikel: Ted Cruz sieht in Maryanne Trump Barry gar eine «radikale Pro-Abtreibungs-Extremistin». Die 78-Jährige ist Richterin am dritten Bundesberufungsgericht in Philadelphia und liefert Trump-Kritikern in den eigenen Reihen Stoff für Empörung.
Ängste und Verluste
Auf den ersten Blick habe die ältere Schwester mit ihrem politisch ambitionierten Bruder nur die Beton-Frisur und den Wohlstand gemein, schreiben «Washington Post» und «Chicago Tribune». Ansonsten scheine sie das komplette Gegenteil des 69-Jährigen zu sein. Während Trump in seinen Reden kein Blatt vor den Mund nimmt und viele Menschen vor den Kopf stösst, wählt Trump Barry ihre Worte mit Bedacht.
In einer Rede vor Studenten im Jahr 2011 sprach sie von Ängsten vor Verlusten und davon, wie sie diese mithilfe ihres Glaubens überwunden habe. Während Donald Trump stets seinen Erfolg als Geschäftsmann betont, ist für sie Erfolg «etwas Simples, wie das warme Gefühl, das man bekommt, wenn ein Fremder ein Lächeln erwidert» oder wenn man ein Kind zu einem guten Menschen erziehe.
Von der Hausfrau zur Richterin
Maryanne Trump Barry war die Erste in ihrer Familie, die das College besuchte. Sie schloss 1962 ein Jusstudium ab und arbeitete später als Anwältin und Richterin. 1983 wurde sie von Ronald Reagan ans Bezirksgericht von New Jersey berufen, Bill Clinton hob sie 1999 in ihre jetzige Position.
Doch im Gericht wähle auch sie mitunter markige Worte, so die «Washington Post», und wie ihr Bruder halte sie nicht viel von politischer Korrektheit. In einer Rede von 1992 sagte sie einmal, wenn jeder Flirt als sexuelle Belästigung gelte, dann trügen unseriöse Anschuldigungen dazu bei, dass jegliche Art von Spass und Geplänkel zwischen Männern und Frauen verloren ginge.
Ihren Ruf als Pro-Abtreibungs-Extremistin handelte sie sich ein, weil sie im Jahr 2000 ein Gesetz, das in New Jersey Abtreibungen in einem späten Schwangerschaftsstadium verbieten sollte, als zu vage bezeichnete. Andere Juristen nennen Trump dagegen «moderat-konservativ» und als «absolut Mainstream». Wenn Ted Cruz sie als liberale und radikale Extremistin sehe, sagt etwa der Anwalt Matthew Stiegler, dann treffe das auf 98 Prozent der Bundesrichter zu.
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