So wenig Muslime protestierten gegen den Film
Der umstrittene Mohammed-Film aus den USA habe die islamische Welt in Aufruhr versetzt, heisst es. Nun zeigt eine wissenschaftliche Arbeit: Das Video treibt nur einen kleinen Anteil an Muslimen auf die Strasse.
Die Medien zeichnen ein düsteres Bild der Lage in den muslimischen Ländern. Wütende Menschen auf den Strassen, aggressive Rufe gegen den Westen und blutige Gewalt. Die Fakten stimmen zwar, aber ein genauerer Blick relativiert die Lage enorm.
Megan Reif, Politikwissenschaftlerin der Universität Colorado, hat Überraschendes herausgefunden: Im Vergleich zur Gesamtzahl der Muslime in den betroffenen Ländern ist die Teilnehmerzahl an den Protesten gegen den Schmähfilm klein – sogar verschwindend klein.
Zahlen im Vergleich klein
Zu den mit Abstand grössten Protesten kam es am vergangenen Freitag in Pakistan. In Islamabad gingen nach Polizeiangaben rund 20'000 Menschen auf die Strasse. Dabei wurden über 20 Menschen getötet und viele weitere verletzt. Doch in den anderen Ländern hatten die Demonstrationen ein weitaus kleineres Ausmass.
Laut der detaillierten Liste von Reif haben in Ägypten Schätzungen zufolge rund 2500 Menschen protestiert. Im Kampf gegen den ehemaligen Diktator Hosni Mubarak gingen zirka hundertmal mehr Menschen auf die Strasse. Insgesamt leben rund 80 Millionen Muslime im Land am Nil.
36 Demonstranten in Algerien
Im Iran, wo 74 Millionen Einwohner muslimischen Glaubens leben, protestierten 5000 Menschen. Im Jemen, wo sich bei den Protesten im arabischen Frühling 130'000 Menschen beteiligten, treibt der Mohammed-Film gerade einmal 2000 Menschen auf die Strasse. Und im Bürgerkriegsgebiet Syrien waren es 500 Menschen.
In Algerien gingen gerade einmal 36 Demonstranten auf die Strasse. Und in Indien, dem zweitgrössten muslimischen Land der Welt, ist überhaupt nichts von Demonstrationen zu hören.
Wenige Muslime gekränkt
Den Zahlen bleibt eigentlich nichts hinzuzufügen. Die meisten Muslime auf der Welt fühlen sich durch den islamfeindlichen Film nicht gekränkt. Oder zumindest nicht in diesem Ausmass, dass sie deshalb an Protesten teilnehmen.
Trotzdem zeigen die vielen Toten und Verletzten an den Protesten, dass diejenigen, die auf die Strasse gehen, aggressiv und in höchstem Masse gewaltbereit sind.
Ruf zu Mordanschlägen in Deutschland
Die Aufstände haben nun laut «Welt online» auch Deutschland erreicht. Dort rufen radikale Islamisten wegen des Videos zu Mordanschlägen auf.
In einem Propagandaschreiben, das der Zeitung vorliegt und in Internetforen aufgetaucht ist, fordert ein deutscher Islamist namens Abu Assad Rache für das Schmähvideo in Deutschland. In einem achtseitigen Dokument behauptet er, der Schauspieler im kontroversen Film sei ein Deutscher. Offiziell ist die Identität des Darstellers noch nicht geklärt.
Sicherheitskreise sind laut «Welt online» alarmiert. «Die Verlautbarung ist uns bekannt. Sie wird derzeit ausgewertet», erklärt eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes (BKA) gegenüber der Zeitung.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch