So will Obama den IS auslöschen
Die US-Strategie gegen die Terrororganisation IS, die Präsident Obama erst am Mittwoch vorstellen wollte, ist bereits durchgesickert. Laut der «New York Times» soll es ein Krieg werden, wie er nie zuvor geführt wurde.
Barack Obama hat versprochen, im Irak keinen neuen Krieg mit Bodentruppen anzufangen. Dieses Versprechen will er laut einem Bericht der «New York Times» (NYT) halten. Stattdessen sehe der lange erwartete Plan Washingtons für den Kampf gegen IS drei Stufen vor. Der US-Präsident hatte nach einigem Zögern bereits angekündigt, die USA würden die Terrororganisation so weit zerstören, dass sie keine Rolle mehr spielen könne.
Obama bekräftigte gestern in einem Interview mit NBC, es gehe nicht lediglich darum, den Vorstoss von IS zu stoppen. «Wir werden ihre Fähigkeiten systematisch reduzieren; wir werden das Territorium verkleinern, das sie kontrollieren; und schliesslich werden wir sie besiegen», so skizzierte der formelle Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte das dreistufige Vorgehen. Dabei wollen die USA nichts überstürzen. Dieser Krieg könne bis zu drei Jahre dauern, sagten hochrangige US-Vertreter der NYT. Das bedeutet, ein anderer Präsident könnte dereinst Obamas Krieg zu Ende führen.
Drei Phasen
- Die erste Phase des Kampfes, die vor allem aus Luftschlägen besteht und die den Schutz von Minderheiten und von US-Botschaftspersonal zum Ziel hat, ist bereits im Gang.
- Die nächste Phase, die die Ausbildung und Aufrüstung von Truppen der irakischen Zentralregierung und der kurdischen Peshmerga vorsieht, könnte bereits nächste Woche in Angriff genommen werden. Man hofft, dass in Bagdad bald eine breiter abgestützte Regierung zustande kommt. Das ist die Voraussetzung für eine verstärkte Unterstützung durch Washington. Der schiitischen Vorgängerregierung unter Nouri al-Maliki wurde vorgeworfen, die Sunniten zu diskriminieren. Zahlreiche Stämme schlossen sich aus Protest den Kämpfern des IS an.
- Ihr Vertrauen und ihre Unterstützung gälte es spätestens für die dritte Phase zurückzugewinnen. Denn dann ginge es darum, den IS auch in Syrien zu bekämpfen.
Einige Stämme sollen bereits das harte Scharia-Regime des IS leid sein. Washington zählt hier auf den Support regionaler Staaten wie Saudiarabien, die Arabischen Emirate und Jordanien. Sie sollen auf einige Stämme Einfluss haben. Im Interview mit NBC stellte Obama klar: «In Syrien müssen die Bodentruppen syrisch sein». Aussenminister John Kerry reist noch diese Woche in den Mittleren Osten, um zu sehen, wie weit sie sich einbringen können. Jordanien könnte demnach vor allem geheimdienstliche Unterstützung leisten, die Emirate seien allenfalls auch zu Luftschlägen bereit, schreibt die NYT.
Knacknuss Syrien
Verteidigungsminister Chuck Hagel werde gleichzeitig versuchen, Ankara dazu zu bewegen, die Grenzen zu Syrien und dem Irak für den Zustrom von Extremisten zu schliessen. Ausserdem wären die Amerikaner daran interessiert, von Basen in der Türkei aus Angriffe zu fliegen. Ankara will sich aber laut der NYT nicht zu stark exponieren. Nach dem Sturm auf das türkische Generalkonsulat in Mosul sind immer noch 49 türkische Geiseln in den Händen des IS.
Eine grosse Knacknuss in der US-Strategie wird laut einem Offiziellen, der im Bericht der NYT nicht genannt sein wollte, die Bekämpfung des IS in Syrien sein. «Alle sind an Bord für den Irak», sagte der Mann demnach. «Bei Syrien gibt es mehr Bedenken.» Doch er ist zuversichtlich, dass letztlich mehrere Staaten den Kampf auch nach Syrien tragen werden, auch weil es «schlicht keine Alternative gibt».
Der neue Irakkrieg soll ohne US-Bodentruppen auskommen – und deshalb ohne die offizielle Bezeichnung als Irakkrieg. Um seine kriegsmüde Bevölkerung zu beruhigen, sagte Präsident Obama: «Das ist nicht wie der Irakkrieg.» Die «New York Times» bemerkt dazu, es gäbe in der Tat keinen offensichtlichen Vorläufer. Denn der neue Einsatz sei nicht wie der Drohnenkrieg gegen Terroristen in Pakistan und im Jemen, es werde kein konzentrierter Luftkrieg wie gegen Serbien. Die USA experimentieren hier mit einer neuen Form des Krieges. Sie stellt darauf ab, zahlreiche Verbündete über längere Zeit für die eigene Strategie einzubinden.
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