Sogar nach 20 Jahren noch lange nicht fertig
Das Sogar-Theater in Zürich feiert einen runden Geburtstag. Zeit für ein paar Geschichten über diesen aussergewöhnlichen Kulturbetrieb.
Wie alles begann: «Was wünscht du dir zum Geburtstag?», fragte Doris Aebi im Frühling 1998 den damaligen Buchhändler und Bibliothekar Peter Brunner. «Ein Theater» – «Dann sollten wir dafür sorgen, dass du eines bekommst.» So hat sich die Sache zwischen den beiden heutigen Theaterleitern damals zugetragen. Im Herbst wurde das Theater dann eröffnet – in der ehemaligen Kantine der Filmbetriebe, die damals an dieser Adresse beheimatet waren. Mitbetreiberin Aebi hat daraus das «kantinierte Kleintheater» entwickelt. Woher der Name «sogar» kommt, weiss selbst sie nicht mehr so ganz genau. «Vielleicht, weil man hier sogar essen kann oder weil das Essen gar ist?»
Mittendrin und doch versteckt: Das Theater ist nicht leicht zu finden. Es liegt in einem Innenhof an der Josefstrasse mitten im Kreis 5. Erschwerend kommt hinzu, dass das Gebäude mehrere Zugänge hat. Wie Nachbar Adrian Twerenbold in der Jubiläumszeitschrift des Theaters erzählt, verirren sich Besucher auch in sein Architekturbüro an dieser Adresse. Das Zusammenleben unter einem Dach mit einem Theater stecke ohnehin voller Überraschungen. Zum Beispiel, wenn das Treppenhaus zur Bühne werde. «Beladen mit Akten und Sichtmappen gerät so der Gang hinab zum Kopierapparat zum Bühnenauftritt im Scheinwerferlicht.»
Zahlenspiele zum Theaterbetrieb: 150 Eigen- und Koproduktionen sind in den 20 Spielzeiten seit der Gründung des literarischen Kleintheaters aufgeführt worden. Rund 70'000 Zuschauer haben das Theater in dieser Zeit besucht – der Jüngste war 4, der Älteste 100 Jahre alt. Maximal 60 Personen können pro Vorstellung eingelassen werden, die Sitzauslastung lag nie unter 70 Prozent. Mindestens drei Zuschauende hat der Schauspieler Jaap Achterberg in seinen 49 Vorstellungen im Sogar-Theater laut eigenen Aussagen «in Ohnmacht gespielt».
Ein exquisiter Spielplan: Ende der Saison 2017/18 übergeben Peter Brunner und Doris Aebi nach 20 Jahren die Leitung des Theaters an Ursina Greuel und Tamaris Mayer. Wie das Rezept für den künftigen Spielplan aussieht, wissen die neuen Leiterinnen schon jetzt. Sie wollen alle Ingredienzien für eine «gluschtige» Gesamtheit auf der Bühne «mischen, verteilen, sortieren, aufbereiten, appetitlich anrichten und über den Apéro nachdenken».
Berühmte Fans: Das Sogar-Theater hat einen Verein als Trägerschaft und wird durch Beiträge der Stadt und des Kantons Zürich sowie durch verschiedene Stiftungen finanziert. Vor drei Jahren lancierten aber auch die ehemaligen Stadträte Martin Vollenwyder (FDP) und Martin Waser (SP) den «Freundeskreis Sogar-Theater», um den Betrieb zu finanzieren.
Wann steigt das Fest? Das Sogar-Theater steckt auch nach 20 Jahren voller Elan. Unter dem Motto «Wir sind noch lange nicht fertig» wird am 23. Juni 2018 ab 16 Uhr bis tief in die Nacht hinein gefeiert – stilecht mit Musik, Essen und diversen Darbietungen. Mehr verraten die Organisatoren nicht. Der Eintritt ist frei, Reservationen sind nicht möglich. Einfach reinschauen.
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