Sommaruga lässt die humanitäre Tradition wieder aufleben
Die Justizministerin will, dass die Schweiz ihren Anteil an der Aufnahme von Kontingentsflüchtlingen leistet. Genaue Zahlen nennt sie nicht. Migrationschef Mario Gattiker meldet Bedenken an.

Bundesrätin Simonetta Sommaruga plant wieder, regelmässig eine grössere Zahl an Kriegsflüchtlingen aufzunehmen. Ihr Vorbild ist Norwegen, das bereit ist, 1200 Personen im Jahr unterzubringen. «Eine fixe Zahl aufzunehmen, ist für uns zwar kaum der richtige Weg. Aber auch die Schweiz sollte auf Anfrage des UNHCR ihren Teil zur Aufnahme von Kontingentsflüchtlingen leisten», betont sie gegenüber der «SonntagsZeitung».
Wichtig sei dabei, nicht im Alleingang zu handeln, sondern unter der Ägide des Uno-Hochkommissariats für Flüchtlinge zusammen mit anderen Aufnahmestaaten zu helfen. Auf eine Grössenordnung will sich Sommaruga nicht festlegen. Mehr als einige wenige Hundert dürften es aber kaum werden. Angesichts der anhaltend hohen Asylgesuchszahlen kann die Schweiz im Moment keine grosse Zahl an Kontingentsflüchtlingen verkraften, schreibt die Zeitung.
Flüchtlinge aus Syrien
Sommaruga betone zumindest, sie wolle regelmässig eine höhere Zahl aufnehmen. «Durch die Abschaffung der Botschaftsgesuche könnte die Kapazität entstehen für die Aufnahme von mehr Kontingentsflüchtlingen.» Sommaruga will somit die humanitäre Tradition der UNHCR-Kontingentsflüchtlinge wiederbeleben. Zwischen 1950 und 1998 gewährte die Schweiz Zehntausenden solcher Flüchtlinge Schutz.
Die Diskussion um Kontingentsflüchtlinge kam auf, als der Präsident der Polizeidirektoren, Hans-Jürg Käser, die Bereitschaft der Kantone signalisierte, ein Flüchtlingskontingent aus Syrien aufzunehmen. Eine konkrete Anfrage des UNHCR besteht zurzeit jedoch nicht: «Für uns steht die Unterstützung der syrischen Flüchtlinge in den Nachbarländern wie auch diejenige der Binnenvertriebenen in Syrien selber im Vordergrund», so Susin Park, Leiterin des UNHCR-Büros für die Schweiz, gegenüber der «SonntagsZeitung».
Integrationshilfe notwendig
Die Beherbergung von Kontingentsflüchtlingen sei anspruchsvoll, gibt derweil Mario Gattiker, Direktor des Bundesamts für Migration, zu bedenken. Er erörtert derzeit unabhängig von Syrien mit den Kantonen, welche Kapazitäten für die Aufnahme und Unterbringung vorhanden sind.
Gegenüber der «SonntagsZeitung» erklärt er: «Wenn die Schweiz vermehrt Kontingentsflüchtlinge aufnehmen sollte, müssten wir zusammen mit den Kantonen Integrationshilfeprogramme aufbauen.» Die Flüchtlinge könnten zwar direkt in Privatwohnungen untergebracht werden. Doch mögliche Traumata und die Herkunft aus einem anderen Kulturkreis würden eine spezielle Integrationshilfe nötig machen.
12 Millionen Franken von der Deza
An der Grenze zu Syrien sind derzeit 28 Fachleute der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) im Einsatz, wie ihr Chef Martin Dahinden im Interview mit der «SonntagsZeitung» erklärt. Sie helfen beim Aufbau von Flüchtlingslagern und Schulen für Flüchtlingskinder. Und die Deza unterstütze mit 12 Millionen Franken Nothilfe Millionen von Menschen in und um Syrien in ihrem Überlebenskampf, und in Mali engagiere sie sich mit fast 19 Millionen Franken Nothilfe, sagt der Deza-Direktor.
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