Sommerhitze lässt Ferienpreise purzeln
Weil die Temperaturen hoch sind, zögern viele Schweizer mit ihrer Reiseplanung. Jetzt reagieren die Reiseveranstalter.

Während sich die Bevölkerung schwitzend durch die Glutofenhitze von Schweizer Städten müht, werden in den klimatisierten Reisebüros Däumchen gedreht. Es herrscht Reservationsflaute. Um 4 Prozent liegt der Buchungsstand per Ende Juni bei Hotelplan Suisse hinter dem Vorjahreszeitpunkt zurück, Knecht Reisen und Kuoni berichten von «5» respektive «einem einstelligen Prozentwert». Noch ärger sieht es bei ITS Coop Travel aus, wo sogar ein Buchungsloch im zweistelligen Prozentbereich gegenüber Vorjahr klafft.
Über die Gründe wird in der Branche spekuliert. Einig ist man sich, dass die aktuell heftige Hochsommerwelle in der Schweiz sicherlich kein Fernweh ausgelöst hat. Ganz im Gegenteil. «Viele Konsumenten wurden schlagartig ans Vorjahr erinnert, als sie an ihren Ferienzielen oft schlechteres Wetter vorfanden als zu Hause», sagt Rolf Gerber, Vertriebsverantwortlicher bei Knecht Reisen.
«Branche muss sich Gedanken machen»
Dies vermutet man auch bei Kuoni. Nach dem Frühbucherjahr 2018 und dem nachfolgenden tollen Schweizer Sommer seien viele Leute zurückhaltender geworden. «Der eine oder andere hofft wohl auf sich wiederholendes Wetterglück und verschiebt Auslandsferien in die Herbst- oder Wintersaison», so Sprecher Markus Flick.
Dass die Klimastreikwelle der hiesigen Jugend sowie markante Wahlgewinne der grünen Parteien ihren Beitrag zu einer wachsenden Ablehnung gegenüber Flugreisen leisten, wird von den Veranstaltern nicht ausgeschlossen. «Wir spüren zwar, dass Kunden in Bezug auf die Klimadebatte sensibilisierter sind, stellen aber keine militante Ablehnung gegenüber Flugreisen fest», so die Hotelplan-Suisse-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir. Noch keine nennenswerten Nachfrageverschiebungen als Folge der Klimadebatte hat indes Rolf Gerber von Knecht Reisen festgestellt.
Deutlich selbstkritischer gibt sich diesbezüglich Andi Restle, Geschäftsführer von ITS Coop Travel, wo Pauschalreisen an Badestrände das Kerngeschäft sind. Er ist überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger werde und die aktuelle Buchungsflaute ein Vorgeschmack auf das sein könne, was die Ferienbranche künftig erwarte. Zur Nachhaltigkeit zählt er jedoch nicht nur die CO2-Emissionen von Flugreisen, sondern auch den an etlichen Destinationen um sich greifenden «Overtourism» mit immer grösseren Menschenmassen. Restle nimmt kein Blatt vor den Mund: Die Branche müsse sich Gedanken zur Zukunft machen.
Optimistisch geplant
Und noch einen Grund führt Restle an, um die akuten Leerbestände in den Sommerferienfliegern zu begründen. «Viele Reiseveranstalter haben aufgrund des sehr guten Geschäfts im 2018 heuer mit optimistischen Platzkapazitäten geplant.» Die Quittung: etliche freie Sitze und leere Betten, die der Markt kurzfristig mit teils happigen Discounts zu verkaufen versucht.
Bei ITS Coop Travel sind zurzeit vor allem für Juli- und August-Reisedaten nach Kreta, Zypern und Hurghada (Ägypten) stark vergünstigte Ferienpauschalen zu bekommen. Auch die spanischen Ziele auf den Balearen und Kanaren laufen gemäss Restle zurzeit enttäuschend. Von attraktiven Rabatten für Schnellentschlossene berichtet Rolf Gerber von Knecht Reisen speziell für die Destinationen Mallorca, Rhodos, Zypern sowie Mittelmeerkreuzfahrten. «Wer in die Ferne schweifen will, findet zum Beispiel für Südthailand und die Vereinigten Arabischen Emirate preisgünstige Angebote.» Die besten Sonderangebotsrabatte bei Kuoni finden zurzeit Kunden, die sich für Kreta und Kos interessieren, während bei Hotelplan Suisse auch die etwas höheren Buchungsrückstände in Kroatien, Bulgarien, Sardinien oder auf den Kanaren zu Preisnachlässen geführt haben.
Neben Verlierern gibt es in der Destinations-Hitliste indes auch Gewinner. Während bei ITS Coop Travel die lang leidende Südtürkei in diesem Jahr wieder gut verkauft wird, hat bei Knecht unter anderem Tunesien ein kleines Comeback erlebt. Auch Portugal laufe gut, dazu im Fernbereich Neuseeland, Kanada oder südamerikanische Länder wie Peru, Kolumbien, Argentinien oder Chile. Bei Kuoni ist ebenfalls die Südtürkei wieder auf dem Vormarsch, dazu Kanada, Kalifornien und die Malediven. Auch Hotelplan Suisse präsentiert in diesem Jahr Sommertrendziele, die gegenüber Vorjahr im zweistelligen Plusbereich liegen und eher überraschen. Dazu gehören etwa Israel, Albanien oder das griechische Festland.
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